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Wie Schmerzen entstehen – und was sie dir sagen wollen

16. Juli 2025

  • Schmerz ist ein lebenswichtiges Schutzsignal, das im Gehirn entsteht und nicht zwingend auf einen Gewebeschaden hindeutet.
  • Man unterscheidet zwischen akutem Schmerz als kurzfristige Warnung und chronischem Schmerz, der zu einer eigenständigen Krankheit wird.
  • Die Schmerzwahrnehmung ist keine reine Körperreaktion, sondern wird massgeblich von psychischen Faktoren wie Stress, Angst und Aufmerksamkeit beeinflusst.
  • Das biopsychosoziale Modell erklärt Schmerz als ein Zusammenspiel von körperlichen, seelischen und sozialen Faktoren.
  • Bei chronischen Schmerzen kann sich ein Schmerzgedächtnis ausbilden, bei dem das Nervensystem überempfindlich wird.
  • Eine aktive Auseinandersetzung mit dem Schmerz durch Bewegung, psychologische Verfahren und eine Anpassung des Lebensstils ist der Schlüssel zur Besserung.

Was ist Schmerz? Mehr als nur ein Gefühl

Jeder kennt ihn, niemand mag ihn: Schmerz. Doch was genau ist Schmerz eigentlich? Die Internationale Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (IASP) definiert ihn als ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder potenziellen Gewebeschädigung einhergeht oder einer solchen ähnelt. Diese Definition macht zwei entscheidende Dinge klar: Schmerz ist nicht nur ein reines Körpersignal, sondern immer auch eine emotionale Erfahrung. Und zweitens: Schmerz kann auch dann auftreten, wenn objektiv gar kein Schaden im Gewebe vorliegt.

Stell dir vor, du berührst versehentlich eine heisse Herdplatte. Noch bevor du bewusst darüber nachdenken kannst, zuckt deine Hand zurück. Dieser Reflex wird durch Schmerz ausgelöst. In diesem Fall ist Schmerz ein äusserst nützliches Warnsystem, das deinen Körper vor ernsthaftem Schaden bewahrt. Er ist ein Bote, der eine wichtige Nachricht überbringt: „Achtung, Gefahr! Ändere sofort dein Verhalten.“ Ohne diese Fähigkeit, Schmerz zu empfinden, wären wir ständig Verletzungen ausgesetzt, die wir nicht bemerken würden. Schmerz ist also im Grunde deines Körpers eingebaute Alarmanlage und ein unverzichtbarer Überlebensmechanismus.

Die Reise des Schmerzsignals: Von der Haut bis ins Gehirn

Die Entstehung von Schmerz ist ein komplexer Prozess, eine faszinierende Reise vom Ort des Geschehens bis in die Schaltzentrale unseres Körpers, das Gehirn. Dieser Vorgang lässt sich in mehrere Etappen unterteilen, die perfekt aufeinander abgestimmt sind, um uns zu schützen.

Nociceptoren: Die Wächter des Körpers

Alles beginnt an der Peripherie, also zum Beispiel in unserer Haut, den Muskeln oder Organen. Überall dort sitzen spezialisierte Nervenendigungen, die sogenannten Nociceptoren. Sie sind die Sensoren unseres Schmerzsystems. Anders als andere Rezeptoren, die auf leichten Druck oder sanfte Berührung reagieren, werden Nociceptoren nur durch potenziell schädliche Reize aktiviert. Dazu gehören starker Druck (wie bei einem Hammerschlag), extreme Temperaturen (heiss oder kalt) oder chemische Substanzen, die bei einer Entzündung oder Verletzung freigesetzt werden.

Die Nervenbahnen: Die Datenautobahn zum Rückenmark

Sobald ein Nociceptor einen ausreichend starken Reiz empfängt, wandelt er diesen in ein elektrisches Signal um. Dieses Signal wird blitzschnell über Nervenfasern in Richtung Rückenmark weitergeleitet. Man unterscheidet hier hauptsächlich zwei Arten von Fasern: die schnellen, myelinisierten A-Delta-Fasern und die langsameren, unmyelinisierten C-Fasern. Die A-Delta-Fasern übermitteln den ersten, stechenden und gut lokalisierbaren Schmerz. Die C-Fasern sind für den nachfolgenden, dumpfen, brennenden und oft schwerer zu ortenden Schmerz verantwortlich. Im Rückenmark wird das Signal dann umgeschaltet und auf die nächste Nervenzelle übertragen, die es weiter nach oben schickt.

Das Gehirn als Kommandozentrale

Der entscheidende Schritt passiert erst im Gehirn. Hier wird aus dem neutralen Nervensignal die tatsächliche Schmerzerfahrung. Verschiedene Hirnareale arbeiten zusammen, um die eingehende Information zu bewerten, zu interpretieren und mit einer emotionalen Reaktion zu versehen. Der Thalamus fungiert als eine Art Verteilerstation. Die Grosshirnrinde (Kortex) analysiert, woher der Schmerz kommt und wie stark er ist. Das limbische System, unser Emotionszentrum, fügt die unangenehme Gefühlsqualität hinzu – die Angst, den Ärger oder die Verzweiflung, die wir mit Schmerz verbinden. Erst durch diese Verarbeitung im Gehirn entsteht das, was wir als Schmerz empfinden. Das Gehirn entscheidet also letztlich, ob und wie stark etwas wehtut.

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Akuter vs. Chronischer Schmerz: Ein entscheidender Unterschied

Schmerz ist nicht gleich Schmerz. Die wichtigste Unterscheidung, die Mediziner und Therapeuten treffen, ist die zwischen akutem und chronischem Schmerz. Dieser Unterschied ist fundamental, denn er bestimmt nicht nur die Ursache und Funktion des Schmerzes, sondern auch die gesamte Behandlungsstrategie. Ein akuter Schmerz erfordert eine andere Herangehensweise als ein chronischer Schmerzzustand, der sich verselbstständigt hat.

Akuter Schmerz ist der „gute“ Schmerz, wenn man so will. Er hat eine klare Warn- und Schutzfunktion. Er tritt plötzlich auf, hat eine eindeutige Ursache – wie einen Schnitt, eine Verbrennung oder einen Knochenbruch – und verschwindet wieder, sobald die zugrunde liegende Verletzung verheilt ist. Seine Botschaft ist unmissverständlich: „Pass auf, hier stimmt etwas nicht. Schone diesen Bereich, damit er heilen kann.“

Chronischer Schmerz hingegen hat diese sinnvolle Warnfunktion verloren. Per Definition spricht man von chronischem Schmerz, wenn er länger als drei bis sechs Monate andauert – also länger, als die normale Heilung des Gewebes benötigen würde. In vielen Fällen ist die ursprüngliche Ursache längst verschwunden, doch der Schmerz bleibt. Er wird zu einer eigenständigen Krankheit. Das Nervensystem hat sich verändert und meldet weiterhin Schmerz, obwohl keine akute Gefahr mehr besteht. Dieses Phänomen wird oft als Schmerzgedächtnis bezeichnet. Der Schmerz reisst die Betroffenen aus ihrem Alltag, beeinträchtigt ihre Lebensqualität massiv und kann zu Folgeproblemen wie Depressionen, Schlafstörungen und sozialem Rückzug führen.

Merkmal Akuter Schmerz Chronischer Schmerz
Dauer Kurzfristig (Stunden bis Wochen) Langfristig (> 3-6 Monate)
Ursache Meist klar identifizierbar (Verletzung, Entzündung) Oft unklar oder Ursache ist längst verheilt
Funktion Sinnvolles Warn- und Schutzsignal Hat seine Warnfunktion verloren, ist zu einer eigenständigen Krankheit geworden
Biologische Rolle Fördert die Heilung durch Schonung Führt zu negativen Veränderungen im Nervensystem (Schmerzgedächtnis)
Psychische Auswirkung Vorübergehende Sorge oder Angst Kann zu Depression, Angststörungen und sozialem Rückzug führen
Therapieziel Ursache beheben und Schmerz lindern Schmerzmanagement, Verbesserung der Lebensqualität und Funktionalität

Die Rolle der Psyche: Wie Gedanken und Gefühle den Schmerz formen

Dass Schmerz im Gehirn entsteht, hat eine weitreichende Konsequenz: Unsere Psyche, also unsere Gedanken, Emotionen und unsere Aufmerksamkeit, hat einen gewaltigen Einfluss darauf, wie wir Schmerz erleben. Ein und derselbe körperliche Reiz kann von zwei verschiedenen Menschen – oder sogar von derselben Person zu unterschiedlichen Zeitpunkten – völlig anders wahrgenommen werden. Dies ist keine Einbildung, sondern neurobiologisch belegt.

Stress und Angst als Schmerzverstärker

Wenn wir unter Stress stehen oder Angst haben, schüttet unser Körper Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin aus. Diese Hormone versetzen den Körper in einen Alarmzustand und können die Empfindlichkeit des Nervensystems für Schmerzsignale erhöhen. Die „Schmerztore“ im Rückenmark werden weiter geöffnet, und die Signale gelangen leichter und intensiver ins Gehirn. Dieser Mechanismus ist als Schmerzverstärkung bekannt. Menschen, die unter chronischem Stress leiden oder eine Angsterkrankung haben, entwickeln daher häufiger chronische Schmerzzustände. Die Angst vor dem Schmerz selbst kann so einen Teufelskreis in Gang setzen: Die Angst verstärkt den Schmerz, und der stärkere Schmerz verstärkt wiederum die Angst.

Die Macht der Ablenkung und positiver Emotionen

Das Gegenteil ist ebenfalls der Fall. Positive Emotionen, Freude und vor allem Ablenkung können die Schmerzwahrnehmung deutlich reduzieren. Wenn du voll und ganz auf eine spannende Aufgabe konzentriert bist, einen lustigen Film schaust oder ein intensives Gespräch führst, kann es sein, dass du eine leichte Verletzung gar nicht bemerkst. Dein Gehirn ist so beschäftigt, dass es die ankommenden Schmerzsignale quasi „herunterregelt“. Es schüttet körpereigene schmerzlindernde Substanzen aus, sogenannte Endorphine. Diese wirken ähnlich wie Opioide und blockieren die Weiterleitung des Schmerzsignals. Dieses Prinzip macht man sich in der Schmerztherapie zunutze, zum Beispiel durch Achtsamkeitstraining oder Entspannungsverfahren, die den Fokus weg vom Schmerz und hin zu angenehmen Empfindungen lenken.

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Das biopsychosoziale Schmerzmodell: Der Mensch als Ganzes

Früher betrachtete die Medizin Schmerz oft rein mechanistisch: Es gibt einen Schaden im Körper, und dieser verursacht Schmerz. Dieses rein biomedizinische Modell ist heute überholt, denn es kann viele Schmerzphänomene, insbesondere chronische Schmerzen, nicht erklären. Warum haben manche Menschen nach einer Operation starke Schmerzen, während andere kaum etwas spüren? Warum zeigen Röntgenbilder bei manchen Patienten mit starken Rückenschmerzen einen völlig unauffälligen Befund? Die Antwort liefert das biopsychosoziale Schmerzmodell.

Dieses Modell betrachtet Schmerz als ein komplexes Geschehen, das immer auf drei miteinander verknüpften Ebenen stattfindet:

  • Die biologische Ebene (Bio): Hierzu zählen alle körperlichen Faktoren. Das sind zum einen die tatsächlichen Gewebeschäden, Entzündungen oder Nervenverletzungen. Aber auch genetische Veranlagungen, die Funktionsweise des Nervensystems und hormonelle Einflüsse spielen eine Rolle.
  • Die psychologische Ebene (Psycho): Diese Ebene umfasst unsere Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen. Dazu gehören unsere persönlichen Überzeugungen über Schmerz („Schmerz ist gefährlich und ich muss mich schonen“), unsere Stimmung (Depression, Angst), bisherige Schmerzerfahrungen und unsere individuellen Strategien im Umgang mit Belastungen (Coping).
  • Die soziale Ebene (Sozial): Auch unser Umfeld hat einen grossen Einfluss. Wie reagiert meine Familie auf meine Schmerzen? Erfahre ich Unterstützung oder Unverständnis? Wie ist die Situation an meinem Arbeitsplatz? Auch kulturelle Hintergründe prägen, wie wir Schmerz ausdrücken und bewerten.

Diese drei Ebenen beeinflussen sich ständig gegenseitig. Ein Jobverlust (sozial) kann zu Stress und Hoffnungslosigkeit führen (psychologisch), was wiederum die Schmerzwahrnehmung verstärkt (biologisch). Eine erfolgreiche Schmerztherapie muss daher immer alle drei Ebenen berücksichtigen. Man spricht hier von einer multimodalen Schmerztherapie, die medizinische Behandlungen mit Psychotherapie und sozialen Interventionen kombiniert.

Wenn das Schmerzsystem überreagiert: Sensibilisierung und das Schmerzgedächtnis

Bei chronischen Schmerzen passiert oft etwas Tückisches: Das Schmerzsystem selbst wird zum Problem. Es verändert sich und wird überempfindlich. Dieses Phänomen nennen Experten zentrale Sensibilisierung. Man kann es sich wie eine Alarmanlage vorstellen, die viel zu sensibel eingestellt ist. Sie schlägt nicht mehr nur bei einem Einbruch Alarm, sondern bereits, wenn eine Fliege gegen das Fenster fliegt. Auf den Körper übertragen bedeutet das, dass das zentrale Nervensystem (Rückenmark und Gehirn) schon auf ganz normale, eigentlich nicht schmerzhafte Reize mit einer Schmerzempfindung reagiert.

Eine leichte Berührung, die normalerweise als angenehm empfunden wird, kann dann plötzlich als schmerzhaft wahrgenommen werden. Dieses Phänomen nennt man Allodynie. Gleichzeitig werden tatsächlich schmerzhafte Reize als viel stärker empfunden als üblich, was als Hyperalgesie bezeichnet wird. Diese Übererregbarkeit des Nervensystems ist die Grundlage des sogenannten Schmerzgedächtnisses. Die Nervenzellen haben „gelernt“, auf Schmerz zu reagieren, und feuern ihre Signale nun schon bei geringstem Anlass oder sogar ganz ohne äusseren Reiz ab. Der Schmerz hat sich von seiner ursprünglichen Ursache abgekoppelt und führt ein Eigenleben. Dies erklärt, warum Menschen mit Erkrankungen wie Fibromyalgie, chronischen Rückenschmerzen oder Reizdarmsyndrom oft unter grossflächigen Schmerzen leiden, obwohl in den betroffenen Körperregionen keine oder nur minimale Schäden nachweisbar sind.

Was Schmerz uns sagen will: Die Botschaft hinter dem Signal

Um Schmerz erfolgreich zu bewältigen, ist es entscheidend, seine Botschaft zu verstehen. Doch diese Botschaft ist nicht immer dieselbe. Sie unterscheidet sich fundamental, je nachdem, ob es sich um akuten oder chronischen Schmerz handelt. Es ist wichtig, genau hinzuhören und die Sprache des eigenen Körpers richtig zu deuten, anstatt den Schmerz nur als Feind zu betrachten, den es zu bekämpfen gilt.

Die Botschaft des akuten Schmerzes ist direkt und klar. Er ist ein ehrlicher Bote, der uns vor einer unmittelbaren Gefahr warnt oder auf eine Verletzung hinweist. Wenn du auf einen spitzen Stein trittst, sagt dir der Schmerz: „Fuss heben, sofort!“ Wenn dein Knöchel nach dem Umknicken schmerzt und anschwillt, lautet die Nachricht: „Dieser Bereich ist verletzt. Belaste ihn nicht, gib ihm Zeit zur Heilung.“ Die Botschaft ist ein Handlungsauftrag, der auf Schutz und Schonung abzielt. Ignorieren wir diesen Schmerz, riskieren wir eine Verschlimmerung der Verletzung.

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Die Botschaft des chronischen Schmerzes ist weitaus komplexer und oft irreführend. Hier ist der Schmerz nicht mehr der Bote eines aktuellen Gewebeschadens, sondern das Signal eines überlasteten und fehlregulierten Systems. Die Botschaft lautet nicht mehr „Schone dich!“, sondern eher: „Achtung, dein gesamtes System – Körper, Geist und Seele – ist aus dem Gleichgewicht geraten.“ Chronischer Schmerz kann auf eine ungelöste Entzündung, anhaltenden mechanischen Fehlstress, aber eben auch auf tief sitzenden emotionalen Stress, ungelöste Konflikte oder eine grundlegende Überforderung im Leben hinweisen. Ihn einfach nur mit Schonung zu beantworten, ist hier oft der falsche Weg und führt in einen Teufelskreis aus Inaktivität und weiterer Verschlechterung. Die Botschaft lautet hier: Werde aktiv, ändere etwas an deinem Lebensstil und betrachte das Problem ganzheitlich.

Effektive Strategien im Umgang mit Schmerz: Was wirklich hilft

Die Erkenntnisse über die komplexe Natur des Schmerzes haben die Behandlung revolutioniert. Statt passiv auf eine Pille zu warten, die den Schmerz „ausschaltet“, rücken heute aktive Strategien in den Vordergrund. Der Patient wird vom passiven Empfänger zum aktiven Gestalter seiner Gesundheit. Ziel ist es nicht immer, vollständige Schmerzfreiheit zu erreichen, sondern die Kontrolle über den Schmerz zurückzugewinnen und die Lebensqualität zu verbessern.

Bewegung als Medizin

Gerade bei chronischen Schmerzen neigen viele Menschen dazu, sich aus Angst vor einer Verschlimmerung zu schonen. Doch genau das Gegenteil ist richtig. Mangelnde Bewegung führt zu Muskelabbau, steifen Gelenken und einer noch niedrigeren Schmerzschwelle. Gezielte und sanfte Bewegung ist eines der wirksamsten Mittel gegen chronische Schmerzen. Sie durchbricht den Teufelskreis aus Schmerz und Inaktivität. Bewegung verbessert die Durchblutung, stärkt die Muskulatur, die die Gelenke stützt, und setzt körpereigene Schmerzhemmer (Endorphine) frei. Wichtig ist es, langsam zu beginnen und eine Bewegungsform zu finden, die Spass macht. Das kann von Spaziergängen über Yoga und Schwimmen bis hin zu gezieltem Krafttraining unter physiotherapeutischer Anleitung reichen.

Psychologische Ansätze

Da die Psyche eine so entscheidende Rolle spielt, sind psychologische Verfahren ein zentraler Baustein der modernen Schmerztherapie. Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hilft Betroffenen, negative Gedankenmuster und Überzeugungen über ihren Schmerz zu erkennen und zu verändern. Sie lernen, katastrophisierende Gedanken („Dieser Schmerz wird nie wieder weggehen“) durch realistischere und hilfreichere zu ersetzen. Auch Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelentspannung (PMR) nach Jacobson oder Autogenes Training helfen, das allgemeine Stressniveau zu senken und die Muskelspannung zu reduzieren. Achtsamkeitsbasierte Methoden (z. B. MBSR – Mindfulness-Based Stress Reduction) schulen die Fähigkeit, Schmerzen wahrzunehmen, ohne sich von ihnen überwältigen zu lassen.

Physikalische Therapien und multimodale Schmerztherapie

Klassische physikalische Therapien wie Physiotherapie, manuelle Therapie oder Ergotherapie sind ebenfalls unverzichtbar. Sie helfen, die Beweglichkeit zu verbessern, Fehlhaltungen zu korrigieren und die Funktionalität im Alltag wiederherzustellen. Der beste Ansatz ist jedoch die Kombination verschiedener Strategien im Rahmen einer multimodalen Schmerztherapie. Hier arbeitet ein Team aus Ärzten, Psychologen, Physio- und Ergotherapeuten eng zusammen, um einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen, der alle Aspekte des biopsychosozialen Modells berücksichtigt. Schmerzmittel können hierbei ein Teil der Strategie sein, vor allem zu Beginn, um überhaupt erst wieder Bewegung zu ermöglichen. Sie sind aber selten die alleinige Lösung.

kathi dreimuth

Die Autorin
Kathi ist unsere sportliche Allrounderin mit einem besonderen Faible für gesunde Ernährung und Bewegung. Wenn sie nicht gerade neue Rezepte ausprobiert oder auf dem Volleyballplatz steht, ist sie mit ihrem Labrador in der Natur unterwegs.