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Wie du innere Unruhe frühzeitig erkennst und regulierst

17. Juli 2025

  • Innere Unruhe ist ein Zustand starker Anspannung, der sich durch körperliche, emotionale und gedankliche Symptome äußert, oft ohne klaren äußeren Grund.
  • Zu den typischen Anzeichen gehören Herzrasen, zitternde Hände, Konzentrationsprobleme, Reizbarkeit und ständiges Grübeln.
  • Die Ursachen sind vielfältig und reichen von psychischem Stress über körperliche Faktoren wie Hormonschwankungen bis hin zu Lebensstil-Gewohnheiten wie Koffeinkonsum und Schlafmangel.
  • Achtsamkeit und Selbstbeobachtung sind der erste Schritt, um die Anzeichen frühzeitig zu erkennen und Auslöser zu identifizieren.
  • Akute Unruhe lässt sich durch Sofortmaßnahmen wie Atemübungen (z.B. 4-7-8-Atmung) und Erdungstechniken schnell lindern.
  • Langfristig helfen regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, gute Schlafhygiene und gezielte Entspannungsmethoden, die innere Balance wiederherzustellen.
  • Bei anhaltender oder sehr starker Unruhe ist es wichtig, professionelle Hilfe bei einem Arzt oder Therapeuten in Anspruch zu nehmen, um zugrundeliegende Erkrankungen auszuschließen.

Was genau ist innere Unruhe? Eine Definition

Fast jeder kennt dieses Gefühl: ein Kribbeln im Bauch, rastlose Gedanken und das Gefühl, ständig unter Strom zu stehen. Innere Unruhe ist mehr als nur alltäglicher Stress. Sie ist ein Zustand tiefer innerer Anspannung, Nervosität und Getriebenheit, der oft ohne eine direkt erkennbare äußere Bedrohung auftritt. Stell dir vor, dein Körper befindet sich im „Kampf-oder-Flucht“-Modus, obwohl du sicher auf deinem Sofa sitzt. Genau das passiert bei innerer Unruhe. Dein vegetatives Nervensystem, genauer gesagt der Sympathikus, ist überaktiv. Er schüttet Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol aus, die deinen Körper in ständige Alarmbereitschaft versetzen.

Im Gegensatz zu normaler Nervosität, die vor einer Prüfung oder einem wichtigen Termin auftritt und danach wieder abklingt, kann innere Unruhe zu einem chronischen Begleiter werden. Sie fühlt sich oft diffus an und ist schwer in Worte zu fassen. Betroffene beschreiben es als ein Gefühl, von innen heraus zu vibrieren, nicht stillsitzen zu können und gleichzeitig wie gelähmt zu sein. Das Tückische daran ist, dass die Ursache oft nicht offensichtlich ist. Dieses unbestimmte Gefühl der Anspannung beeinträchtigt die Lebensqualität erheblich, da es die Konzentration stört, den Schlaf raubt und die Freude am Alltag mindert. Es ist ein Warnsignal deines Körpers und deiner Psyche, das du ernst nehmen solltest.

Die vielfältigen Symptome: Wie sich innere Unruhe zeigt

Innere Unruhe ist kein einzelnes Symptom, sondern ein komplexes Zusammenspiel verschiedener körperlicher, emotionaler und kognitiver Anzeichen. Sie zu erkennen, ist der erste entscheidende Schritt zur Besserung. Die Ausprägungen sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich, doch bestimmte Muster treten häufig auf. Indem du lernst, auf diese Signale deines Körpers und Geistes zu achten, kannst du frühzeitig gegensteuern.

Körperliche Anzeichen

Dein Körper reagiert direkt auf die innere Anspannung. Die permanente Alarmbereitschaft führt zu einer Reihe physischer Symptome, die oft als erste wahrgenommen werden. Dazu gehören:

  • Herzklopfen oder Herzrasen: Das Gefühl, dass das Herz bis zum Hals schlägt.
  • Zittern: Besonders an den Händen spürbar.
  • Schwitzen: Auch ohne körperliche Anstrengung.
  • Muskelverspannungen: Vor allem im Nacken-, Schulter- und Kieferbereich.
  • Magen-Darm-Beschwerden: Wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder ein „flaues“ Gefühl.
  • Atembeschwerden: Eine flache, schnelle Atmung oder das Gefühl, nicht tief durchatmen zu können.
  • Schwindelgefühle: Ein Gefühl der Benommenheit oder Unsicherheit.

Emotionale und psychische Symptome

Auf der Gefühlsebene äußert sich die Unruhe durch eine ständige Angespanntheit und Überreizung. Du fühlst dich, als ob deine Nerven blank liegen.

  • Reizbarkeit und Ungeduld: Kleinigkeiten bringen dich schneller auf die Palme als sonst.
  • Nervosität und Angst: Oft unbegründete Sorgen und ein Gefühl drohenden Unheils.
  • Stimmungsschwankungen: Ein schneller Wechsel zwischen verschiedenen Gefühlslagen.
  • Gefühl der Überforderung: Alltägliche Aufgaben erscheinen wie unüberwindbare Berge.

Kognitive Auswirkungen

Auch dein Denken wird von der inneren Unruhe beeinflusst. Die ständige Anspannung macht es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.

  • Gedankenkarussell: Ständiges Grübeln und Sorgen, die sich im Kreis drehen und nicht abschalten lassen.
  • Konzentrationsschwierigkeiten: Es fällt schwer, sich auf eine Aufgabe zu fokussieren.
  • Vergesslichkeit: Wichtige Informationen oder Termine geraten in den Hintergrund.
  • Entscheidungsschwierigkeiten: Selbst einfache Entscheidungen fühlen sich kompliziert an.

Ursachenforschung: Woher kommt das Gefühl der Anspannung?

Innere Unruhe entsteht selten aus dem Nichts. Sie ist meist das Ergebnis eines Zusammenspiels verschiedener Faktoren, die deine innere Balance stören. Um die Anspannung effektiv zu regulieren, ist es wichtig, die möglichen Wurzeln des Problems zu verstehen. Die Ursachen lassen sich grob in drei Bereiche einteilen: psychische Belastungen, körperliche Faktoren und der persönliche Lebensstil.

Psychische Belastungen als Haupttreiber

In den meisten Fällen ist die Psyche der entscheidende Auslöser. Anhaltender Stress ist die häufigste Ursache für innere Unruhe. Egal ob im Beruf, in der Familie oder im sozialen Umfeld – wenn die Anforderungen dauerhaft die eigenen Ressourcen übersteigen, reagiert das System mit Anspannung. Ungelöste Konflikte, Zukunftsängste, hoher Erwartungsdruck oder emotionale Belastungen wie Trauer oder Sorgen können das Nervensystem in einen Zustand permanenter Erregung versetzen. Manchmal ist die innere Unruhe auch ein Symptom einer psychischen Erkrankung, wie einer generalisierten Angststörung, einer Depression oder einer posttraumatischen Belastungsstörung.

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Körperliche Faktoren und Erkrankungen

Nicht immer liegt die Ursache allein in der Psyche. Auch der Körper kann Signale senden, die sich als innere Unruhe bemerkbar machen. Hormonelle Schwankungen, beispielsweise in der Pubertät, während des Menstruationszyklus, in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren, können das innere Gleichgewicht erheblich beeinflussen. Ebenso können bestimmte Erkrankungen zu Nervosität und Anspannung führen. Dazu zählen vor allem eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder ein niedriger Blutzuckerspiegel (Hypoglykämie). Es ist daher ratsam, bei anhaltender Unruhe auch körperliche Ursachen ärztlich abklären zu lassen.

Lebensstil und Umwelt

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Oft sind es unsere täglichen Gewohnheiten, die das Fass zum Überlaufen bringen. Ein hoher Konsum von Stimulanzien wie Koffein (Kaffee, Energy-Drinks) und Nikotin versetzt den Körper künstlich in einen Alarmzustand. Auch Alkohol kann, obwohl er kurzfristig entspannend wirkt, nach dem Abbau zu verstärkter Unruhe führen. Weitere wichtige Faktoren sind chronischer Schlafmangel, eine unausgewogene Ernährung mit viel Zucker und verarbeiteten Lebensmitteln sowie Bewegungsmangel. Nicht zuletzt trägt auch die ständige Reizüberflutung durch digitale Medien und die Erwartung permanenter Erreichbarkeit dazu bei, dass unser Nervensystem keine Pausen mehr findet.

Der erste Schritt: Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung schärfen

Der Schlüssel zur frühzeitigen Regulierung von innerer Unruhe liegt darin, sie überhaupt erst einmal bewusst wahrzunehmen. Viele Menschen übergehen die ersten, leisen Anzeichen so lange, bis die Anspannung unübersehbar wird. Achtsamkeit ist die Fähigkeit, den gegenwärtigen Moment und die eigenen Empfindungen – Gedanken, Gefühle und Körpersignale – wertfrei zu beobachten. Sie ist wie ein Muskel, den du trainieren kannst, um ein Frühwarnsystem für Stress und Unruhe zu entwickeln.

Die Praxis des Body Scans

Eine sehr effektive Methode, um die Verbindung zu deinem Körper wiederherzustellen, ist der Body Scan. Dabei wanderst du mit deiner Aufmerksamkeit systematisch durch deinen gesamten Körper und nimmst einfach nur wahr, was du spürst, ohne es zu bewerten oder verändern zu wollen. Lege dich dafür bequem hin oder setze dich aufrecht hin. Schließe die Augen und beginne bei deinen Zehen. Spüre sie einfach nur. Wandere dann langsam weiter zu den Füßen, den Knöcheln, den Waden und so weiter, bis du am Kopf angekommen bist. Nimmst du irgendwo Anspannung, Kribbeln, Wärme oder Kälte wahr? Allein das bewusste Hinspüren kann bereits eine beruhigende Wirkung haben. Regelmäßig praktiziert, hilft dir der Body Scan, Verspannungen viel früher zu bemerken.

Ein Tagebuch für deine Auslöser

Oft wissen wir gar nicht genau, was unsere innere Unruhe auslöst. Ein einfaches Stimmungstagebuch kann hier Klarheit schaffen. Notiere dir jeden Tag kurz, wie du dich fühlst und was an diesem Tag passiert ist. Halte fest, in welchen Situationen die Unruhe besonders stark war. War es nach einem bestimmten Meeting? Nach dem Konsum von Kaffee? Nach einem Streit? Nach einiger Zeit wirst du Muster erkennen können. Dieses Wissen ist Gold wert, denn es ermöglicht dir, gezielt an den Ursachen zu arbeiten. Du siehst vielleicht, dass du nach Treffen mit einer bestimmten Person immer angespannt bist oder dass zu wenig Schlaf ein direkter Auslöser ist. So kannst du beginnen, deine Gewohnheiten anzupassen und Grenzen zu setzen.

Soforthilfe: Schnelle Techniken zur Regulation im Akutfall

Manchmal überkommt uns die innere Unruhe plötzlich und mit voller Wucht – mitten im Supermarkt, vor einer wichtigen Präsentation oder abends im Bett. In solchen Momenten brauchst du schnelle und wirksame Werkzeuge, um dein Nervensystem gezielt zu beruhigen und aus der akuten Anspannung herauszufinden. Es geht darum, den „Kampf-oder-Flucht“-Modus zu unterbrechen und deinem Körper das Signal „Gefahr vorüber“ zu senden. Diese Techniken sind einfach zu erlernen und fast überall anwendbar.

Die 4-7-8-Atemtechnik

Deine Atmung ist der direkteste Draht zu deinem vegetativen Nervensystem. Eine langsame, tiefe Bauchatmung aktiviert den Parasympathikus, den Ruhenerv, und wirkt der Stressreaktion entgegen. Die 4-7-8-Technik ist hierfür besonders effektiv:

  1. Setze oder lege dich bequem hin. Atme vollständig durch den Mund aus.
  2. Schließe den Mund und atme ruhig durch die Nase ein, während du innerlich bis vier zählst.
  3. Halte den Atem an, während du bis sieben zählst.
  4. Atme langsam und hörbar durch den Mund wieder aus, während du bis acht zählst.

Wiederhole diesen Zyklus drei- bis viermal. Die verlängerte Ausatmung ist der entscheidende Faktor, der die Entspannungsreaktion auslöst. Du wirst merken, wie sich dein Herzschlag verlangsamt und eine erste Welle der Ruhe eintritt.

Die 5-4-3-2-1-Methode zur Erdung

Wenn deine Gedanken rasen und du dich von deinen Sorgen überwältigt fühlst, hilft dir diese Achtsamkeitsübung, dich im Hier und Jetzt zu verankern. Sie lenkt deine Aufmerksamkeit von den inneren Turbulenzen auf deine äußere Umgebung. Nimm dir einen Moment Zeit und benenne leise für dich:

  • 5 Dinge, die du sehen kannst: z.B. eine Pflanze, ein Bild an der Wand, die Maserung des Tisches.
  • 4 Dinge, die du fühlen kannst: z.B. die Kleidung auf deiner Haut, die Lehne des Stuhls, deine Füße auf dem Boden.
  • 3 Dinge, die du hören kannst: z.B. das Ticken einer Uhr, ein entferntes Auto, deinen eigenen Atem.
  • 2 Dinge, die du riechen kannst: z.B. den Duft von Kaffee, die frische Luft am Fenster.
  • 1 Ding, das du schmecken kannst: z.B. der Restgeschmack deines letzten Getränks oder einfach dein eigener Mund.
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Diese Methode durchbricht das Grübeln und holt dich zurück in die Realität deiner Sinne, was eine sofortige beruhigende Wirkung hat.

Langfristige Strategien: Nachhaltig zu mehr innerer Balance

Schnelle Hilfstechniken sind wichtig, aber um innere Unruhe dauerhaft in den Griff zu bekommen, musst du an den Grundlagen ansetzen. Es geht darum, einen Lebensstil zu etablieren, der dein Nervensystem widerstandsfähiger gegen Stress macht. Betrachte es als eine Investition in deine mentale und körperliche Gesundheit. Langfristige Strategien zielen darauf ab, die Ursachen von Anspannung zu reduzieren und deine Fähigkeit zur Selbstregulation zu stärken. Die drei wichtigsten Säulen dafür sind Bewegung, Ernährung und Schlaf.

Bewegung als Ventil für Stresshormone

Körperliche Aktivität ist eines der wirksamsten Mittel gegen innere Unruhe. Wenn du gestresst bist, ist dein Körper voller Energie, die für Kampf oder Flucht bereitgestellt wird. Bewegung hilft, diese aufgestaute Energie und Stresshormone wie Cortisol auf eine gesunde Weise abzubauen. Regelmäßiger Sport wirkt wie ein natürliches Antidepressivum und Angstlöser. Ausdauersportarten wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen sind ideal, um den Kopf freizubekommen. Aber auch sanftere Bewegungsformen wie Yoga, Tai-Chi oder Qi Gong sind extrem wertvoll. Sie kombinieren körperliche Übungen mit Atemtechniken und Achtsamkeit, was die innere Balance gezielt fördert. Finde eine Aktivität, die dir Freude bereitet, und versuche, sie fest in deinen Wochenplan zu integrieren – schon 30 Minuten an den meisten Tagen machen einen großen Unterschied.

Die Rolle der Ernährung für stabile Nerven

Was du isst, hat einen direkten Einfluss auf deine Stimmung und dein Stresslevel. Eine unausgewogene Ernährung kann innere Unruhe verstärken. Starke Blutzuckerschwankungen, verursacht durch zuckerreiche Lebensmittel und einfache Kohlenhydrate, können zu Nervosität und Reizbarkeit führen. Setze stattdessen auf eine ausgewogene Kost mit komplexen Kohlenhydraten (Vollkornprodukte), hochwertigen Proteinen und gesunden Fetten. Bestimmte Nährstoffe sind für ein starkes Nervenkostüm besonders wichtig: Magnesium (in Nüssen, Kernen, grünem Gemüse) wirkt muskelentspannend, während B-Vitamine (in Hülsenfrüchten, Haferflocken) für die Funktion des Nervensystems essenziell sind. Reduziere zudem den Konsum von Koffein und Alkohol, da diese Substanzen das Nervensystem zusätzlich reizen.

Schlafhygiene für nächtliche Erholung

Schlaf ist die wichtigste Regenerationsphase für Körper und Geist. Schlafmangel ist ein massiver Treiber für innere Unruhe und Stress. Umgekehrt führt innere Unruhe oft zu Schlafproblemen – ein Teufelskreis. Eine gute Schlafhygiene kann diesen durchbrechen. Etabliere feste Schlafenszeiten, auch am Wochenende. Schaffe eine ruhige, dunkle und kühle Schlafumgebung. Vermeide Bildschirme (Handy, TV, Laptop) mindestens eine Stunde vor dem Zubettgehen, da das blaue Licht die Produktion des Schlafhormons Melatonin hemmt. Entwickle stattdessen ein beruhigendes Abendritual, wie Lesen, ein warmes Bad oder das Hören von entspannender Musik. Dies signalisiert deinem Körper, dass es Zeit ist, zur Ruhe zu kommen.

Kognitive Ansätze: Die Macht der Gedanken nutzen

Innere Unruhe wird nicht nur durch äußere Umstände, sondern maßgeblich durch unsere Gedanken und Bewertungsmuster ausgelöst und aufrechterhalten. Das Gefühl der Anspannung ist oft die Folge von Sorgen, Katastrophendenken und negativen Selbstgesprächen. Die kognitive Verhaltenstherapie hat gezeigt, dass wir lernen können, diese schädlichen Denkmuster zu erkennen und aktiv zu verändern. Indem du die Macht deiner Gedanken nutzt, kannst du die emotionale Reaktion auf Stressoren beeinflussen und so zu mehr Gelassenheit finden.

Negative Gedanken erkennen und hinterfragen

Der erste Schritt ist, sich der eigenen Gedanken bewusst zu werden. Oft laufen sie automatisch und unbemerkt ab. Wenn du das nächste Mal Unruhe verspürst, halte inne und frage dich: „Was geht mir gerade durch den Kopf?“ Vielleicht entdeckst du typische Gedankenfallen wie Schwarzmalerei („Das geht bestimmt schief“) oder Verallgemeinerungen („Immer passiert mir das“). Sobald du einen solchen Gedanken identifiziert hast, kannst du ihn hinterfragen. Ist dieser Gedanke wirklich zu 100 % wahr? Gibt es alternative, realistischere Sichtweisen? Welche Beweise sprechen für und welche gegen diesen Gedanken? Dieser Prozess der kritischen Distanzierung nimmt den negativen Gedanken ihre Macht und emotionale Wucht.

Gedanken bewusst umformulieren

Nachdem du einen schädlichen Gedanken hinterfragt hast, geht es darum, ihn durch einen hilfreicheren, konstruktiveren Gedanken zu ersetzen. Dies wird als kognitive Umstrukturierung bezeichnet. Es geht nicht darum, sich die Welt schönzureden, sondern eine realistischere und unterstützende Perspektive einzunehmen. Aus „Ich schaffe das niemals“ könnte werden: „Das ist eine Herausforderung, aber ich werde es Schritt für Schritt versuchen und mein Bestes geben.“ Aus „Alle werden mich kritisieren“ könnte werden: „Ich werde mich auf meine Aufgabe konzentrieren. Die Meinung anderer kann ich nicht kontrollieren, aber ich kann hinter meiner Leistung stehen.“ Diese kleinen Verschiebungen in der Denkweise können über die Zeit eine große Wirkung auf dein emotionales Wohlbefinden haben. Es erfordert Übung, aber mit der Zeit wird diese neue, unterstützende innere Stimme immer lauter und automatischer.

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Entspannungstechniken im Vergleich: Was wirklich hilft

Um innere Unruhe langfristig zu bewältigen, ist es hilfreich, eine oder mehrere Entspannungstechniken fest in den Alltag zu integrieren. Diese Methoden helfen dabei, die Stressreaktion des Körpers gezielt herunterzufahren und das Nervensystem zu trainieren, schneller in einen Zustand der Ruhe zurückzufinden. Es gibt nicht die eine Methode, die für jeden perfekt ist. Die Wirksamkeit hängt von deinen persönlichen Vorlieben und Bedürfnissen ab. Einige Menschen profitieren von körperorientierten Verfahren, während andere besser auf mentale Techniken ansprechen. Die folgende Tabelle gibt dir einen Überblick über drei bewährte und wissenschaftlich fundierte Methoden.

Technik Kurzbeschreibung Vorteile Geeignet für…
Progressive Muskelentspannung (PME) Entwickelt von Edmund Jacobson. Einzelne Muskelgruppen werden bewusst für einige Sekunden angespannt und anschließend abrupt entspannt. Der Fokus liegt auf dem Unterschied zwischen An- und Entspannung. Leicht zu erlernen, sehr körperbezogen, hilft bei Verspannungen und Schlafstörungen. Benötigt keine große Vorstellungskraft. Menschen, die einen aktiven, körperlichen Zugang zur Entspannung bevorzugen und Schwierigkeiten haben, „nur dazusitzen“.
Autogenes Training Eine Form der Selbsthypnose, entwickelt von J.H. Schultz. Durch formelhafte Vorsätze (z.B. „Der rechte Arm ist ganz schwer“) wird eine tiefe Entspannung von innen heraus suggeriert. Wirkt tief auf das vegetative Nervensystem, kann überall ohne Hilfsmittel praktiziert werden, fördert die Körperwahrnehmung. Menschen, die einen mentalen, autosuggestiven Zugang mögen und eine gute Vorstellungskraft haben. Erfordert etwas mehr Übung.
Achtsamkeitsmeditation Die Aufmerksamkeit wird absichtsvoll und nicht wertend auf den gegenwärtigen Moment gerichtet, meist auf den Atem. Gedanken und Gefühle werden beobachtet, ohne sich an sie zu klammern. Fördert die Akzeptanz, reduziert Grübeln, verbessert die Konzentration und emotionale Regulationsfähigkeit. Wissenschaftlich sehr gut erforscht. Menschen, die lernen möchten, ihre Gedanken und Gefühle besser zu regulieren und eine distanziertere Haltung zu Stress zu entwickeln.

Probiere aus, welche Methode dir am meisten zusagt. Viele Volkshochschulen, Krankenkassen oder auch Apps bieten angeleitete Kurse und Übungen an. Regelmäßigkeit ist hier der Schlüssel zum Erfolg. Schon 10 bis 15 Minuten tägliches Üben können deine Resilienz gegenüber Stress signifikant steigern und dir helfen, ein stabiles Fundament der inneren Ruhe aufzubauen.

Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist

Selbsthilfestrategien sind ein mächtiges Werkzeug, um mit alltäglicher innerer Unruhe umzugehen. Doch es ist ebenso wichtig, die eigenen Grenzen zu erkennen. Manchmal ist die Anspannung so stark, anhaltend oder beeinträchtigend, dass sie alleine nicht mehr bewältigt werden kann. In solchen Fällen ist es kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Akt der Selbstfürsorge, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es ist entscheidend zu verstehen, wann dieser Punkt erreicht ist, um rechtzeitig die richtige Unterstützung zu finden.

Wenn die Unruhe den Alltag dominiert

Ein klares Warnsignal ist, wenn die innere Unruhe deinen Alltag massiv beeinträchtigt. Frage dich ehrlich: Leidet meine Arbeitsfähigkeit? Ziehe ich mich sozial zurück, weil mir alles zu viel wird? Kann ich Hobbys und Aktivitäten, die mir früher Freude bereitet haben, nicht mehr genießen? Wenn Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme oder ständige Sorgen zu chronischen Begleitern werden und deine Lebensqualität erheblich sinkt, solltest du handeln. Besonders wenn Panikattacken hinzukommen oder du beginnst, Alkohol oder andere Substanzen zur Selbstberuhigung zu nutzen, ist eine professionelle Abklärung unerlässlich.

Der Gang zum Arzt als erster Schritt

Dein erster Ansprechpartner sollte immer dein Hausarzt sein. Er kann durch eine gründliche Untersuchung abklären, ob körperliche Ursachen für deine innere Unruhe verantwortlich sind, wie zum Beispiel eine Schilddrüsenerkrankung oder Herzprobleme. Dies ist ein wichtiger Schritt, um eine Fehldiagnose zu vermeiden. Der Hausarzt kann dir zudem eine erste Einschätzung geben und dich bei Bedarf an die richtigen Fachleute überweisen. Dies können Psychiater, Neurologen oder Psychotherapeuten sein.

Psychotherapeutische Unterstützung

Wenn keine körperlichen Ursachen vorliegen, ist die innere Unruhe oft ein Symptom einer zugrundeliegenden psychischen Belastung oder Erkrankung, wie einer Angststörung oder Depression. Eine Psychotherapie kann hier sehr wirksam sein. In der Therapie lernst du, die tieferen Wurzeln deiner Anspannung zu verstehen und nachhaltige Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie bietet bewährte Methoden, um negative Gedanken- und Verhaltensmuster zu durchbrechen und so die innere Unruhe an der Wurzel zu packen. Zögere nicht, diesen Weg zu gehen – er kann dir helfen, langfristig wieder zu Stabilität und Wohlbefinden zu finden.

kathi dreimuth

Die Autorin
Kathi ist unsere sportliche Allrounderin mit einem besonderen Faible für gesunde Ernährung und Bewegung. Wenn sie nicht gerade neue Rezepte ausprobiert oder auf dem Volleyballplatz steht, ist sie mit ihrem Labrador in der Natur unterwegs.