Dein Online-Magazin für ein besseres & vitaleres Leben.

Warum kalorienfreie Getränke nicht automatisch gesund sind

16. Juli 2025

  • Kalorienfreie Getränke sind nicht per se gesund, sondern primär eine kalorienärmere Alternative zu zuckerhaltigen Limonaden.
  • Sie enthalten künstliche oder natürliche Süßstoffe wie Aspartam, Sucralose oder Stevia, die intensiv süß schmecken, aber keine oder kaum Kalorien liefern.
  • Studien deuten darauf hin, dass einige Süßstoffe die Zusammensetzung der Darmbakterien (Darmmikrobiom) verändern und so langfristig den Stoffwechsel beeinflussen können.
  • Obwohl sie den Blutzuckerspiegel nicht direkt erhöhen, können sie die Gewöhnung an süßen Geschmack fördern und das Verlangen nach zuckerhaltigen Lebensmitteln steigern.
  • Offizielle Stellen wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfehlen Wasser als Durstlöscher erster Wahl. Light-Getränke sollten nur gelegentlich konsumiert werden.
  • Gesunde Alternativen sind Wasser, ungesüßte Tees und stark verdünnte Fruchtsaftschorlen.

Der Mythos vom „gesunden“ Light-Getränk: Was steckt wirklich drin?

Viele Menschen greifen zu Cola Light, Zero-Limonaden oder aromatisiertem Wasser in dem Glauben, eine gesunde Wahl zu treffen. Schließlich steht auf dem Etikett „ohne Zucker“ und „null Kalorien“. Doch was bedeutet das genau? Kalorienfreie Getränke ersetzen den Zucker durch sogenannte Süßungsmittel. Das können künstlich hergestellte Substanzen wie Aspartam, Acesulfam-K oder Sucralose sein, aber auch pflanzliche Extrakte wie Steviolglykoside aus der Stevia-Pflanze.

Diese Stoffe haben eine um ein Vielfaches höhere Süßkraft als herkömmlicher Haushaltszucker. Deshalb sind nur winzige Mengen nötig, um eine intensive Süße zu erzeugen, ohne dabei nennenswerte Kalorien zu liefern. Neben den Süßstoffen enthalten diese Getränke oft eine ganze Reihe weiterer Zusatzstoffe: Säuerungsmittel wie Zitronen- oder Phosphorsäure für den spritzigen Geschmack, Farbstoffe für eine ansprechende Optik und Aromen, um den Frucht- oder Colageschmack zu imitieren. Ein kalorienfreies Getränk ist also ein hochverarbeitetes Produkt, das mit einem natürlichen Lebensmittel wie Wasser oder ungesüßtem Tee wenig gemeinsam hat. Es ist wichtig zu verstehen, dass „kalorienfrei“ nicht automatisch mit „gesundheitsfördernd“ gleichzusetzen ist.

Light-Getränke vs. zuckerhaltige Limonaden: Das kleinere Übel?

Stellt man ein Glas zuckergesüßte Limonade direkt neben ein Glas ihrer Light-Variante, ist die Wahl aus Sicht der Kalorienbilanz und des Zuckerkonsums eindeutig. Eine normale Limonade kann pro Glas (250 ml) bis zu 25 Gramm Zucker enthalten – das entspricht mehr als acht Zuckerwürfeln. Dieser hohe Zuckerkonsum ist ein bekannter Risikofaktor für die Entstehung von Übergewicht, Adipositas, Typ-2-Diabetes und Karies. Der komplette Verzicht auf diesen Zucker in der Light-Version ist daher ein klarer Vorteil.

Für eine Person, die regelmäßig große Mengen zuckerhaltiger Getränke konsumiert, kann der Umstieg auf Light-Produkte ein erster Schritt zur Reduktion von Kalorien und Zucker sein. In diesem Kontext kann man sie als Instrument zur Schadensbegrenzung betrachten. Es wäre jedoch ein Trugschluss, sie deshalb als gesund zu bezeichnen. Sie sind lediglich das weniger schädliche Produkt im direkten Vergleich. Das eigentliche Ziel sollte es sein, den Konsum von süßen Getränken generell zu reduzieren, anstatt nur eine Form der Süße durch eine andere zu ersetzen. Die langfristigen Auswirkungen auf den Körper sind komplexer, als es der reine Kalorienvergleich vermuten lässt.

Siehe auch  Was bedeutet ausgewogene Ernährung - einfach erklärt

Süßstoffe und ihr Einfluss auf Blutzucker und Insulin

Eines der Hauptargumente für kalorienfreie Getränke ist, dass sie den Blutzuckerspiegel nicht beeinflussen, da sie keinen Zucker enthalten. Das macht sie auf den ersten Blick besonders für Diabetiker oder Menschen, die auf ihren Blutzucker achten, attraktiv. Wissenschaftlich gesehen ist diese Aussage im Kern korrekt: Süßstoffe wie Aspartam oder Stevia werden im Körper nicht wie Zucker verstoffwechselt und führen daher nicht zu einem direkten Anstieg des Blutzuckerspiegels.

Allerdings ist die Diskussion damit nicht beendet. Forscher untersuchen seit Längerem die sogenannte „zephale Phase der Insulinsekretion“. Das bedeutet, dass allein der süße Geschmack auf der Zunge dem Gehirn signalisieren kann, dass gleich Zucker und damit Energie folgt. Bei manchen Menschen kann dies zu einer geringfügigen, vorauseilenden Ausschüttung von Insulin führen. Kommt dann jedoch keine Glukose im Blut an, könnte dieses Signal-System auf lange Sicht gestört werden. Die Studienlage hierzu ist nicht eindeutig und die Effekte scheinen individuell sehr unterschiedlich zu sein. Für die meisten gesunden Menschen ist der direkte Einfluss auf den Blutzucker vernachlässigbar. Dennoch bleibt die Frage offen, wie der Körper langfristig auf das ständige Signal „süß ohne Energie“ reagiert.

Das Darmmikrobiom: Wie Süßstoffe unsere Darmflora stören

Einer der wichtigsten und aktuellsten Kritikpunkte an Süßstoffen betrifft ihren Einfluss auf unser Darmmikrobiom. In unserem Darm leben Billionen von Bakterien, die für eine gesunde Verdauung, ein starkes Immunsystem und sogar für unsere Stimmung von entscheidender Bedeutung sind. Dieses komplexe Ökosystem, auch Darmflora genannt, reagiert empfindlich auf unsere Ernährung.

Mehrere Studien deuten darauf hin, dass einige der gängigsten Süßstoffe die Zusammensetzung und das Gleichgewicht dieser Bakteriengemeinschaft verändern können. So haben Untersuchungen im Labor und an Tieren gezeigt, dass Substanzen wie Saccharin, Sucralose und Aspartam das Wachstum bestimmter Bakterienstämme fördern, während andere unterdrückt werden. Eine solche Dysbiose, also ein Ungleichgewicht der Darmflora, wird mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen in Verbindung gebracht, darunter Stoffwechselstörungen und chronische Entzündungen. Zwar ist die Forschung am Menschen hier noch nicht abgeschlossen, doch die Hinweise verdichten sich, dass ein täglicher und hoher Konsum von Light-Getränken die Gesundheit unseres Darms negativ beeinflussen könnte. Dies unterstreicht, dass die Wirkung dieser Getränke weit über die reine Kalorienzahl hinausgeht.

Gewöhnung an Süße: Machen Light-Getränke Lust auf mehr?

Ein oft unterschätzter psychologischer Effekt von kalorienfreien Getränken ist ihre Wirkung auf unsere Geschmackswahrnehmung und unser Verlangen nach Süßem. Süßstoffe sind um ein Vielfaches süßer als Zucker. Wer regelmäßig zu Cola Light und Co. greift, gewöhnt sein Gehirn und seine Geschmacksknospen an ein extrem hohes Süß-Niveau. Natürliche Süße, wie die aus einem Apfel oder einer Karotte, kann dagegen als fade empfunden werden.

Siehe auch  Was bedeutet verarbeitetes Lebensmittel - und warum ist das wichtig

Dieser Gewöhnungseffekt kann dazu führen, dass man unbewusst auch bei anderen Lebensmitteln zu süßeren Varianten greift, um das gewohnte Geschmackserlebnis zu erreichen. Zudem gibt es die Theorie der „Entkopplung von Süße und Energie“. Unser Körper hat über Jahrtausende gelernt: Süßer Geschmack bedeutet, es kommt energiereiche Nahrung. Bei Süßstoffen bleibt diese erwartete Energielieferung aus. Einige Experten vermuten, dass dies die körpereigene Fähigkeit, Hunger und Sättigung zu regulieren, durcheinanderbringen kann. Kombiniert mit dem sogenannten „Gesundheits-Halo“ – dem Gefühl, sich durch das kalorienfreie Getränk eine andere Leckerei „verdient“ zu haben – kann der Konsum von Light-Produkten im Endeffekt sogar zu einer höheren Kalorienaufnahme führen, anstatt beim Abnehmen zu helfen.

Die offizielle Bewertung: Das sagen DGE und BfR

Für Verbraucher ist es oft schwierig, die widersprüchlichen Informationen über Süßstoffe einzuordnen. Ein Blick auf die Einschätzungen offizieller deutscher Institutionen kann hier Orientierung bieten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) bewerten die in der EU zugelassenen Süßstoffe auf Basis der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage.

Grundsätzlich gelten alle zugelassenen Süßstoffe in den erlaubten Mengen als gesundheitlich unbedenklich. Für jeden Süßstoff wird ein sogenannter ADI-Wert (Acceptable Daily Intake) festgelegt. Dieser Wert beschreibt die Menge, die ein Leben lang täglich ohne gesundheitliches Risiko aufgenommen werden kann. Bei normalem Konsum ist es sehr unwahrscheinlich, diesen Wert zu überschreiten. Gleichzeitig betonen beide Institutionen, dass Süßstoffe keine essenziellen Nährstoffe liefern. Die DGE empfiehlt in ihren 10 Regeln ganz klar: „Wasser trinken.“ Zuckergesüßte Getränke und auch Light-Getränke sollten eine Ausnahme bleiben. Sie werden nicht als gesunde Durstlöscher eingestuft, sondern als Genussmittel, die nur gelegentlich konsumiert werden sollten. Die offizielle Empfehlung lautet also nicht, Zucker durch Süßstoffe zu ersetzen, sondern den Konsum beider auf ein Minimum zu reduzieren.

Der große Süßstoff-Check im Überblick

Nicht jeder Süßstoff ist gleich. Sie unterscheiden sich in ihrer Herkunft, ihrer chemischen Struktur und ihrer Süßkraft. Ein genauerer Blick auf die häufigsten Vertreter hilft, die Etiketten im Supermarkt besser zu verstehen. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über vier gängige Süßungsmittel, die in kalorienfreien Getränken zu finden sind.

Süßstoff E-Nummer Süßkraft (im Vergleich zu Zucker) Wichtige Hinweise
Aspartam E 951 ca. 200-mal süßer Besteht aus den Aminosäuren Asparaginsäure und Phenylalanin. Nicht hitzestabil. Produkte müssen den Hinweis „enthält eine Phenylalaninquelle“ tragen, wichtig für Menschen mit der Stoffwechselkrankheit PKU.
Acesulfam-K E 950 ca. 200-mal süßer Wird oft mit anderen Süßstoffen wie Aspartam kombiniert, um einen runderen, zuckerähnlicheren Geschmack zu erzielen. Ist hitzestabil und wird unverändert ausgeschieden.
Sucralose E 955 ca. 600-mal süßer Wird chemisch aus Zucker hergestellt, ist aber kalorienfrei, da der Körper es kaum aufnehmen kann. Sehr stabil, auch beim Backen und Kochen. Steht wegen möglicher Auswirkungen auf die Darmflora in der Diskussion.
Steviolglykoside (Stevia) E 960 ca. 200-300-mal süßer Wird aus den Blättern der Stevia-Pflanze gewonnen, ist aber ein hochverarbeiteter Extrakt, kein Naturprodukt. Kann einen leicht bitteren, lakritzartigen Nachgeschmack haben.
Siehe auch  Wie du beim Auswärtsessen bewusst wählst - ohne Verzicht

Gesunde und leckere Alternativen zu Light-Getränken

Die beste Alternative zu zucker- und süßstoffhaltigen Getränken ist und bleibt gewöhnliches Wasser. Es ist kalorienfrei, zuckerfrei, zusatzstofffrei und versorgt den Körper mit genau der Flüssigkeit, die er braucht. Doch viele Menschen empfinden pures Wasser auf Dauer als langweilig. Glücklicherweise gibt es zahlreiche einfache und gesunde Möglichkeiten, mehr Geschmack ins Glas zu bringen, ohne auf künstliche Produkte zurückgreifen zu müssen.

Infused Water: Geschmack ohne Zusätze

Geben Sie frische Zutaten in eine Karaffe mit Wasser und lassen Sie sie einige Stunden im Kühlschrank ziehen. Die Möglichkeiten sind endlos und erfrischend:

  • Scheiben von Zitrone, Limette oder Orange
  • Frische Minzblätter und Gurkenscheiben
  • Ingwerstücke und ein Spritzer Zitronensaft
  • Eine Handvoll gefrorene Beeren (Himbeeren, Blaubeeren)

Ungesüßte Tees: Heiß und kalt ein Genuss

Kräuter- und Früchtetees sind eine wunderbare, geschmacksintensive Alternative. Sie können heiß genossen oder abgekühlt als Basis für einen selbstgemachten Eistee verwendet werden. Einfach den Tee stark aufbrühen, abkühlen lassen und mit Eiswürfeln und einer Zitronenscheibe servieren. Auch grüner oder schwarzer Tee eignet sich hervorragend. Wer es etwas süßer mag, kann einen winzigen Löffel Honig dazugeben, was immer noch deutlich besser ist als die industrielle Süße von Limonaden.

Fazit: Eine bewusste Entscheidung für die eigene Gesundheit

Kalorienfreie Getränke sind nicht per se gesund. Sie sind hochverarbeitete Produkte, deren einziger, aber wesentlicher Vorteil darin liegt, dass sie keinen Zucker und keine Kalorien enthalten. Im direkten Vergleich mit einer zuckerhaltigen Limonade sind sie daher oft die bessere Wahl und können als Übergangslösung dienen, um den Zuckerkonsum zu senken.

Allerdings lösen sie nicht das eigentliche Problem: die Gewöhnung an einen übermäßig süßen Geschmack. Langfristige Risiken, insbesondere die Beeinflussung des empfindlichen Darmmikrobioms und die psychologischen Effekte auf das Essverhalten, werden wissenschaftlich intensiv diskutiert. Der gelegentliche Genuss eines Light-Getränks ist für die meisten gesunden Menschen unbedenklich. Zur täglichen Gewohnheit sollten sie jedoch nicht werden.

Die gesündeste Strategie ist es, den eigenen Geschmack schrittweise wieder an eine natürliche, weniger intensive Süße zu gewöhnen. Wasser, ungesüßte Tees und selbst aromatisiertes Wasser sind die wahren Champions der Flüssigkeitszufuhr. Treffen Sie eine bewusste Entscheidung für Ihre Gesundheit, indem Sie Süßgetränke – egal ob mit Zucker oder Süßstoff – als das behandeln, was sie sind: ein Genussmittel für besondere Momente, nicht als alltäglichen Durstlöscher.

kathi dreimuth

Die Autorin
Kathi ist unsere sportliche Allrounderin mit einem besonderen Faible für gesunde Ernährung und Bewegung. Wenn sie nicht gerade neue Rezepte ausprobiert oder auf dem Volleyballplatz steht, ist sie mit ihrem Labrador in der Natur unterwegs.