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Welche Rolle Licht vor dem Schlafengehen spielt

17. Juli 2025

  • Zentrale Steuerung: Licht ist der wichtigste Taktgeber für unsere innere Uhr, die den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert.
  • Blaues Licht als Störfaktor: Insbesondere kurzwelliges, blaues Licht von Bildschirmen und moderner Beleuchtung hemmt die Produktion des Schlafhormons Melatonin.
  • Timing ist entscheidend: Die Lichteinwirkung in den zwei bis drei Stunden vor dem Zubettgehen hat den größten negativen Einfluss auf das Einschlafen und die Schlafqualität.
  • Praktische Lösungen: Die Nutzung von Blaulichtfiltern, warm-weißer Beleuchtung und eine bewusste Reduzierung der Bildschirmzeit am Abend sind effektive Maßnahmen.
  • Morgenlicht ist wichtig: Helles Licht direkt nach dem Aufwachen hilft, die innere Uhr zu synchronisieren und fördert die Wachheit am Tag sowie den Schlafdruck am Abend.

Die Innere Uhr: Wie Licht unseren Schlaf-Wach-Rhythmus steuert

Jeder Mensch besitzt eine innere Uhr, die eine Vielzahl von Körperfunktionen in einem etwa 24-stündigen Zyklus steuert. Dieser Zyklus wird als zirkadianer Rhythmus bezeichnet. Er beeinflusst nicht nur, wann wir müde werden und aufwachen, sondern auch unsere Körpertemperatur, die Hormonproduktion und sogar unsere Verdauung. Das Kommandozentrum dieser inneren Uhr liegt in einem winzigen Bereich des Gehirns, dem suprachiasmatischen Nukleus (SCN). Dieser fungiert als unser interner Haupttaktgeber.

Damit diese Uhr aber nicht aus dem Takt gerät und sich ständig an den realen 24-Stunden-Tag anpasst, benötigt sie externe Signale. Der mit Abstand wichtigste dieser externen Taktgeber – in der Fachsprache auch „Zeitgeber“ genannt – ist das Licht. Spezielle lichtempfindliche Zellen in der Netzhaut unserer Augen, die nicht primär dem Sehen dienen, registrieren die Helligkeit und die Farbe des Umgebungslichts. Sie senden diese Informationen direkt an den SCN. Helles Tageslicht am Morgen signalisiert der inneren Uhr: „Es ist Tag, Zeit zum Aktivwerden!“ Dunkelheit am Abend signalisiert hingegen: „Es ist Nacht, Zeit zur Ruhe zu kommen und die Regeneration einzuleiten.“ Diese präzise Steuerung ist die Grundlage für einen gesunden und erholsamen Schlaf.

Melatonin: Das Schlafhormon und sein Gegenspieler, das blaue Licht

Das wohl bekannteste Hormon im Zusammenhang mit unserem Schlaf ist das Melatonin. Es wird oft als „Schlafhormon“ oder „Dunkelheitshormon“ bezeichnet, da seine Produktion maßgeblich von der Abwesenheit von Licht abhängt. Wenn die Dämmerung einsetzt und weniger Licht auf unsere Netzhaut trifft, beginnt die Zirbeldrüse im Gehirn auf Anweisung der inneren Uhr mit der Ausschüttung von Melatonin. Der ansteigende Melatoninspiegel im Blut signalisiert dem gesamten Körper, dass es Zeit ist, zur Ruhe zu kommen. Wir werden müde, unser Blutdruck und unsere Körpertemperatur sinken leicht – der Körper bereitet sich auf den Schlaf vor.

Hier kommt jedoch die moderne Welt ins Spiel. Unser Körper unterscheidet nicht zwischen natürlichem Sonnenlicht und künstlichem Licht. Besonders problematisch ist dabei kurzwelliges, blaues Licht, wie es von LEDs in Smartphones, Tablets, Computern und Fernsehern, aber auch in vielen modernen Leuchtmitteln intensiv ausgestrahlt wird. Unsere Netzhautzellen reagieren auf dieses blaue Licht besonders sensibel. Trifft es am Abend auf die Augen, wird die Melatoninproduktion effektiv unterdrückt oder verzögert. Das Gehirn erhält das falsche Signal: „Es ist noch Tag.“ Die Folge: Das Einschlafen fällt schwerer, die Einschlaflatenz verlängert sich und die wichtigen Tiefschlafphasen zu Beginn der Nacht können verkürzt werden.

Die unsichtbare Gefahr: Warum Bildschirme besonders schädlich sind

Obwohl jede helle Lichtquelle am Abend potenziell störend sein kann, stellen digitale Bildschirme eine besondere Herausforderung für unseren Schlaf dar. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen emittieren moderne Displays von Smartphones, Tablets und Laptops einen sehr hohen Anteil an blauem Licht. Diese Geräte wurden für eine brillante und klare Darstellung bei Tageslicht optimiert, was am Abend jedoch zum Nachteil wird.

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Zum anderen halten wir diese Lichtquellen oft sehr nah an unser Gesicht. Ein Smartphone in 30 cm Entfernung hat eine weitaus stärkere Wirkung auf die lichtempfindlichen Zellen in der Netzhaut als ein Fernseher, der mehrere Meter entfernt steht. Die Intensität des Lichts, die das Auge erreicht, ist dadurch ungleich höher und die unterdrückende Wirkung auf die Melatoninproduktion entsprechend stärker. Studien haben gezeigt, dass bereits zwei Stunden Lesezeit auf einem Tablet vor dem Schlafengehen die Melatoninausschüttung signifikant hemmen und um mehr als eine Stunde nach hinten verschieben können.

Ein dritter, nicht zu unterschätzender Faktor ist die kognitive und emotionale Stimulation durch die Inhalte. Das Scrollen durch soziale Medien, das Beantworten von E-Mails oder das Verfolgen von spannenden Nachrichten hält unser Gehirn aktiv und erzeugt Stress oder Aufregung – das genaue Gegenteil von dem, was wir zum Einschlafen benötigen. Diese Kombination aus biologischer Störung durch Licht und mentaler Aktivierung macht die Bildschirmnutzung am späten Abend zu einem echten Schlafräuber.

Nicht jedes Licht ist gleich: Der Einfluss von Lichtfarbe und -intensität

Für unsere innere Uhr ist Licht nicht einfach nur hell oder dunkel. Die spezifischen Eigenschaften des Lichts, insbesondere seine Farbe (Wellenlänge) und seine Intensität (Helligkeit), spielen eine entscheidende Rolle. Wie bereits erwähnt, reagiert unser zirkadianes System am stärksten auf blaues Licht im Bereich von etwa 460-480 Nanometern. Längerwelliges Licht im gelben, orangen oder roten Spektrum hat eine deutlich geringere biologische Wirkung.

Dieses Wissen können wir uns zunutze machen. Während das kalt-weiße Licht einer typischen Bürobeleuchtung (oft über 5000 Kelvin) reich an Blauanteilen ist und uns wach hält, ähnelt das Licht einer Kerze oder einer Glühbirne mit warm-weißem Licht (unter 3000 Kelvin) eher einem Sonnenuntergang. Es enthält kaum Blauanteile und stört die Melatoninproduktion daher wesentlich weniger. Auch die Intensität, gemessen in Lux, ist wichtig. Selbst schwaches Licht kann den Schlaf stören, wenn es die falsche Farbe hat. Eine gedimmte, warm-weiße Lampe ist einer hellen, kalt-weißen Deckenleuchte am Abend also immer vorzuziehen.

Die folgende Tabelle gibt einen vereinfachten Überblick über verschiedene Lichtquellen und ihre potenzielle Wirkung auf den Schlaf:

Lichtquelle Typischer Blauanteil Wirkung auf Melatonin (am Abend) Empfehlung
Smartphone/Tablet (ohne Filter) Sehr hoch Stark hemmend Unbedingt meiden oder Nachtmodus nutzen
LED-Lampe (kalt-weiß, >5000K) Hoch Stark hemmend Für den Abend ungeeignet
LED-Lampe (warm-weiß, <3000K) Gering Schwach hemmend Gute Wahl für die Abendbeleuchtung, idealerweise gedimmt
Kerzenlicht / Rotes Licht Sehr gering / Keiner Kaum bis keine Hemmung Optimal für die letzte Stunde vor dem Schlaf

Praktische Strategien für eine bessere Licht-Hygiene am Abend

Die gute Nachricht ist: Wir sind dem künstlichen Licht nicht hilflos ausgeliefert. Mit einigen bewussten Anpassungen im Alltag lässt sich eine schlaffreundliche Lichtumgebung schaffen. Das Ziel ist es, dem Körper eine Art „digitale Abenddämmerung“ zu simulieren, um ihn sanft auf die Nacht vorzubereiten. Die wichtigste Regel lautet: Reduzieren Sie die Lichtexposition, insbesondere von blauem Licht, in den letzten zwei bis drei Stunden vor dem Schlafengehen.

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Digitale Abenddämmerung: Geräte richtig nutzen

Die radikalste, aber effektivste Methode ist, alle Bildschirme rechtzeitig auszuschalten. Wenn das nicht möglich ist, nutzen Sie die Hilfsmittel, die moderne Geräte bieten. Aktivieren Sie den Nachtmodus (Night Shift, Augenkomfort-Modus) auf Ihrem Smartphone, Tablet und Computer. Diese Funktion reduziert die Blauanteile des Displays und färbt den Bildschirm wärmer. Stellen Sie diese Funktion so ein, dass sie sich automatisch mit dem Sonnenuntergang aktiviert. Reduzieren Sie zusätzlich die Bildschirmhelligkeit auf das absolute Minimum, das für Sie noch angenehm ist.

Die richtige Beleuchtung zu Hause

Überprüfen Sie die Leuchtmittel in Ihrem Zuhause, besonders im Wohn- und Schlafzimmer. Ersetzen Sie kalt-weiße LEDs oder Energiesparlampen durch warm-weiße Alternativen (achten Sie auf die Angabe „< 3000 Kelvin“ auf der Verpackung). Noch besser sind dimmbare Leuchten, mit denen Sie die Helligkeit am Abend schrittweise reduzieren können. Anstatt der hellen Deckenleuchte schaffen kleinere, tief positionierte Steh- oder Tischlampen eine gemütlichere und biologisch günstigere Atmosphäre.

Hilfsmittel für den Ernstfall

Wenn Sie aus beruflichen oder anderen Gründen bis spät in die Nacht am Computer arbeiten müssen, können sogenannte Blaulichtfilter-Brillen eine sinnvolle Investition sein. Diese Brillen haben orange oder rötlich getönte Gläser, die den Großteil des blauen Lichts blockieren, bevor es Ihre Augen erreicht. So können Sie trotz Bildschirmnutzung die Melatoninproduktion besser schützen.

Spezialfall E-Reader: Ein besserer Kompromiss für Leseratten?

Viele Menschen lieben es, vor dem Einschlafen noch ein paar Seiten zu lesen. Doch ist das Lesen auf einem elektronischen Gerät genauso schädlich wie das Surfen auf dem Handy? Hier muss man genau differenzieren. Ein klassisches Tablet wie ein iPad nutzt eine hintergrundbeleuchtete LCD-Technologie (Backlight), bei der das Licht direkt in die Augen des Betrachters strahlt. Es verhält sich damit im Grunde wie ein kleiner Fernseher und hat die bereits beschriebenen negativen Effekte.

Moderne E-Reader (wie Kindle Paperwhite, Tolino etc.) verwenden hingegen eine andere Technologie, das sogenannte E-Ink (elektronische Tinte). Der Bildschirm selbst leuchtet nicht. Stattdessen wird er, ähnlich wie eine Buchseite, von kleinen LEDs beleuchtet, die im Rahmen verbaut sind (Frontlight). Das Licht fällt also auf den Bildschirm und wird von dort zu den Augen reflektiert. Dies ist deutlich augenfreundlicher und biologisch weniger aktivierend. Viele neuere Modelle bieten zudem die Möglichkeit, die Farbtemperatur des Lichts stufenlos von kühl-weiß zu einem warmen Bernstein-Ton zu verändern. Wenn Sie also einen E-Reader mit warm einstellbarem Licht und minimaler Helligkeit nutzen, stellt er einen weitaus besseren Kompromiss für das abendliche Lesen dar als ein Tablet oder Smartphone.

Die Rolle des Lichts am Morgen: Den Rhythmus richtig starten

Ein bewusstes Lichtmanagement beschränkt sich nicht nur auf den Abend. Um den zirkadianen Rhythmus stabil zu halten, ist die Lichteinwirkung am Morgen mindestens genauso wichtig. Helles Licht kurz nach dem Aufwachen wirkt wie ein kraftvoller „Reset-Knopf“ für unsere innere Uhr. Es signalisiert dem Körper unmissverständlich den Beginn des Tages, stoppt die verbliebene Melatoninproduktion und kurbelt die Ausschüttung von aktivierenden Hormonen wie Cortisol an. Dies führt zu mehr Wachheit und Energie am Vormittag.

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Ein starkes Lichtsignal am Morgen hat zudem den positiven Nebeneffekt, dass der Körper am Abend zur richtigen Zeit wieder mit der Melatoninproduktion beginnt. Der gesamte Rhythmus wird dadurch gefestigt. Die Umsetzung ist einfach: Öffnen Sie direkt nach dem Aufstehen die Vorhänge oder Rollläden, um so viel Tageslicht wie möglich hereinzulassen. Frühstücken Sie an einem hellen Fenster. Noch effektiver ist ein kurzer Spaziergang von 15-30 Minuten im Freien, selbst bei bewölktem Himmel. Das Tageslicht draußen ist um ein Vielfaches intensiver als jede Innenraumbeleuchtung. Menschen, die im Winter unter morgendlicher Müdigkeit leiden, können auch von einer Tageslichtlampe mit mindestens 10.000 Lux profitieren, die für 20-30 Minuten während des Frühstücks verwendet wird.

Langfristige Folgen schlechter Lichtgewohnheiten für die Gesundheit

Die abendliche Lichtexposition nur als Ursache für gelegentliche Einschlafprobleme abzutun, greift zu kurz. Eine chronische Störung des zirkadianen Rhythmus durch schlechte Licht-Hygiene kann weitreichende gesundheitliche Konsequenzen haben. Wenn die innere Uhr und der tatsächliche Lebenswandel dauerhaft nicht im Einklang sind – ein Zustand, der als „sozialer Jetlag“ oder „chronische zirkadiane Fehlausrichtung“ bezeichnet wird – kann dies den Körper belasten.

Ein dauerhaft unterdrückter oder verschobener Melatonin-Rhythmus wird mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Gesundheitsprobleme in Verbindung gebracht. Dazu gehören nicht nur chronische Schlafstörungen, sondern auch eine Schwächung des Immunsystems, was uns anfälliger für Infekte macht. Studien deuten zudem auf Zusammenhänge mit Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas und Typ-2-Diabetes hin, da die Hormonregulation und der Glukosestoffwechsel ebenfalls zirkadianen Schwankungen unterliegen. Auch die psychische Gesundheit kann leiden: Eine gestörte innere Uhr wird mit einem erhöhten Risiko für depressive Verstimmungen und andere affektive Störungen in Verbindung gebracht. Die Pflege guter Lichtgewohnheiten ist daher nicht nur eine Maßnahme für besseren Schlaf, sondern eine wichtige Säule der langfristigen Gesundheitsvorsorge.

Fazit: Bewusstes Lichtmanagement als Schlüssel zu gutem Schlaf

Licht ist die mächtigste Kraft, die unseren Schlaf-Wach-Rhythmus formt. Während helles Licht am Morgen ein Segen für unsere Wachheit und Energie ist, wirkt es am Abend als potenter Störfaktor, der die natürlichen Prozesse des Einschlafens sabotiert. Insbesondere das blaue Licht von Bildschirmen und moderner Beleuchtung sendet unserem Gehirn das falsche Signal und unterdrückt die Produktion des essenziellen Schlafhormons Melatonin.

Die Lösung liegt jedoch nicht in einer technologiefeindlichen Verbannung aller Geräte, sondern in einem bewussten und intelligenten Umgang mit Licht. Indem wir die Beleuchtung zu Hause anpassen, die Nachtmodi unserer Geräte konsequent nutzen und uns in den Stunden vor dem Zubettgehen bewusst aus dem grellen Licht zurückziehen, können wir unserer inneren Uhr die Signale geben, die sie für einen reibungslosen Übergang in den Schlaf benötigt. Gepaart mit einem kräftigen Lichtimpuls am Morgen schaffen wir so die optimalen Voraussetzungen für einen stabilen Rhythmus, erholsame Nächte und energiegeladene Tage. Gutes Schlafmanagement beginnt schon lange, bevor man den Kopf auf das Kissen legt – es beginnt mit dem bewussten Umgang mit Licht.

kathi dreimuth

Die Autorin
Kathi ist unsere sportliche Allrounderin mit einem besonderen Faible für gesunde Ernährung und Bewegung. Wenn sie nicht gerade neue Rezepte ausprobiert oder auf dem Volleyballplatz steht, ist sie mit ihrem Labrador in der Natur unterwegs.