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Was Kinder über Ernährung lernen sollten – Tipps für Eltern

16. Juli 2025

  • Seien Sie ein Vorbild: Kinder lernen durch Nachahmung. Ihre eigene positive Einstellung zu ausgewogener Ernährung ist die wichtigste Lektion.
  • Wissen kindgerecht vermitteln: Erklären Sie die Grundlagen einer ausgewogenen Ernährung spielerisch, zum Beispiel mit der Ernährungspyramide.
  • Keine strikten Verbote: Statt Lebensmittel zu verbieten, sollten Kinder den bewussten und maßvollen Genuss von Süßigkeiten und Snacks lernen.
  • Gemeinsame Mahlzeiten zelebrieren: Regelmäßige Familienessen ohne Ablenkung schaffen eine positive Verbindung zum Essen und fördern die Kommunikation.
  • Kinder aktiv einbeziehen: Lassen Sie Ihre Kinder beim Einkaufen und Kochen helfen. Das weckt Neugier und fördert die Akzeptanz neuer Lebensmittel.
  • Zuckerfallen erkennen: Machen Sie sich und Ihr Kind mit verstecktem Zucker in verarbeiteten Lebensmitteln und Getränken vertraut.
  • Wasser als Durstlöscher Nummer 1: Etablieren Sie Wasser und ungesüßte Tees als Standardgetränke.
  • Geduld bei wählerischen Essern: Bleiben Sie entspannt, wenn Ihr Kind Lebensmittel ablehnt. Bieten Sie Neues immer wieder ohne Druck an.

Die entscheidende Rolle der Eltern: Warum Ihr Vorbild mehr zählt als 1000 Worte

Kinder sind von Natur aus neugierig und beobachten ihre engsten Bezugspersonen ganz genau. Was Eltern essen, wie sie über Essen sprechen und welche Rituale sie pflegen, prägt das Ernährungsverhalten des Nachwuchses nachhaltiger als jede Ermahnung. Wenn Sie selbst mit Freude eine bunte Vielfalt an Lebensmitteln genießen, signalisieren Sie Ihrem Kind: Gesundes Essen ist lecker und normal. Kritisieren Sie hingegen ständig Ihr eigenes Essverhalten oder sprechen von „bösem“ Essen, kann dies bei Kindern zu Verunsicherung und einem gestörten Verhältnis zur Nahrung führen.

Die positive Vorbildfunktion geht über den reinen Verzehr von Obst und Gemüse hinaus. Sie beginnt bei der Wertschätzung für Lebensmittel und endet bei einer entspannten Haltung. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Mahlzeiten eine genussvolle Pause im Alltag sind und keine lästige Pflicht. Essen Sie langsam und bewusst, anstatt hastig nebenbei. Vermeiden Sie es, Essen als Belohnung oder Bestrafung einzusetzen. Sätze wie „Wenn du dein Gemüse isst, bekommst du ein Eis“ vermitteln eine falsche Botschaft: Das Gemüse ist die Pflicht, das Eis die erstrebenswerte Belohnung. Eine neutrale und positive Atmosphäre am Esstisch ist der Nährboden für eine gesunde Entwicklung.

Die Ernährungspyramide: Ein spielerischer Wegweiser für Kinder

Abstrakte Nährwerttabellen sind für Kinder unverständlich. Eine hervorragende Methode, um die Grundlagen einer ausgewogenen Ernährung greifbar zu machen, ist die Ernährungspyramide. Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) bietet ein anschauliches Modell, das Lebensmittel in verschiedene Stufen einteilt. Unten stehen die Lebensmittel, von denen reichlich gegessen werden sollte, oben die, die nur in Maßen genossen werden sollten. Erklären Sie Ihrem Kind dieses einfache Prinzip wie ein Spiel oder ein Haus, das ein stabiles Fundament braucht.

Die Basis: Getränke, Obst und Gemüse

Ganz unten, im breitesten Teil der Pyramide, stehen Wasser und ungesüßte Getränke. Sie sind das Fundament für alles. Direkt darüber folgen Obst und Gemüse in allen Farben. Erklären Sie, dass diese Lebensmittel voller Vitamine und „Superkräfte“ für den Körper stecken. Die Regel „5 am Tag“ (drei Portionen Gemüse, zwei Portionen Obst) lässt sich kindgerecht umsetzen, indem man die Portionen mit der Größe einer Kinderhand misst.

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Die Mitte: Getreide, Milchprodukte, Fisch und Fleisch

Die nächste Stufe bilden Getreideprodukte wie Brot, Nudeln und Reis, am besten in der Vollkornvariante. Sie sind wichtige Energielieferanten für Gehirn und Muskeln. Daneben finden sich Milch und Milchprodukte, die stark für Knochen und Zähne machen. Auch Fisch, Fleisch und Eier gehören in diesen Bereich, liefern wichtiges Eiweiß und Eisen, sollten aber in geringeren Mengen als pflanzliche Lebensmittel verzehrt werden.

Die Spitze: Fette und Süßigkeiten

Ganz oben in der kleinen Spitze der Pyramide wohnen die „Extras“: Öle, Fette, Süßigkeiten und salzige Snacks. Machen Sie deutlich, dass diese Dinge nicht verboten sind, aber nur einen kleinen Teil der Ernährung ausmachen sollten. Sie sind ein bewusster Genuss für besondere Momente, keine tägliche Grundlage.

Zucker, Salz & Co.: Wie Sie die „versteckten Gefahren“ erklären

Kinder lieben Süßes – das ist biologisch bedingt. Die Herausforderung für Eltern besteht darin, den Umgang mit Zucker zu lehren, ohne ihn zu dämonisieren. Erklären Sie Ihrem Kind auf einfache Weise, was Zucker im Körper bewirkt: Er gibt zwar schnell Energie, aber diese verpufft auch rasch wieder, was zu Müdigkeit und Konzentrationsschwäche führen kann. Ein bildhafter Vergleich: Zucker ist wie ein Strohfeuer – es brennt kurz und hell, aber ein Holzscheit (wie aus Vollkornbrot) gibt langanhaltend Wärme.

Die größte Falle ist der versteckte Zucker. Nehmen Sie Ihr Kind mit auf eine Detektivjagd im Supermarkt. Schauen Sie gemeinsam auf die Zutatenliste von Frühstücksflocken, Fruchtjoghurts, Ketchup oder Fertigsaucen. Kinder sind oft erstaunt, wo überall Zucker enthalten ist. Dies schärft das Bewusstsein und hilft, bewusstere Entscheidungen zu treffen. Sprechen Sie auch über Salz, das oft in großen Mengen in Wurst, Käse und Fertiggerichten steckt, und über den Unterschied zwischen gesunden Fetten (in Nüssen, Avocados, hochwertigen Ölen) und ungesunden Fetten (in Chips, Pommes, Gebäck).

Gemeinsam am Tisch: Die unschätzbare Kraft der Familienmahlzeiten

Regelmäßige gemeinsame Mahlzeiten sind weit mehr als reine Nahrungsaufnahme. Sie sind ein zentrales soziales Ereignis, das den Familienzusammenhalt stärkt und Kindern ein Gefühl von Sicherheit und Routine vermittelt. Schaffen Sie eine feste Struktur: Essen Sie so oft wie möglich zu ähnlichen Zeiten und an einem festen Ort, idealerweise am Esstisch. Verbannen Sie dabei Störquellen wie Fernseher, Smartphones und Tablets. Diese Zeit gehört allein dem Essen und dem Gespräch.

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Nutzen Sie die Mahlzeiten, um über den Tag zu sprechen, Pläne zu schmieden und einfach zuzuhören. In dieser entspannten Atmosphäre lernen Kinder nebenbei, Tischmanieren zu entwickeln und verschiedene Speisen kennenzulernen. Es ist der perfekte Ort, um die Vorbildfunktion wirken zu lassen. Wenn Kinder sehen, dass ihre Eltern mit Genuss eine Vielfalt von Lebensmitteln probieren, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie es selbst tun. Dieser Rahmen hilft auch im Umgang mit wählerischen Essern: Der soziale Aspekt rückt in den Vordergrund, der Druck vom einzelnen Lebensmittel weicht.

Vom Supermarkt zum Teller: Kinder aktiv in die Ernährung einbeziehen

Theorie ist gut, Praxis ist besser. Kinder lernen am effektivsten, wenn sie Dinge selbst tun und mit allen Sinnen erleben können. Beziehen Sie Ihr Kind daher aktiv in den gesamten Prozess der Nahrungszubereitung ein. Das beginnt bereits beim Einkauf.

Der Supermarkt als Lernort

Ein gemeinsamer Einkauf kann zu einer spannenden Entdeckungsreise werden. Lassen Sie Ihr Kind Obst- und Gemüsesorten benennen, Farben suchen oder eine neue, unbekannte Gemüsesorte für das Abendessen aussuchen. Ältere Kinder können dabei helfen, Zutaten von einer Liste zu finden oder einfache Etiketten zu vergleichen. Dies fördert nicht nur das Lebensmittelwissen, sondern gibt dem Kind auch ein Gefühl von Mitbestimmung und Verantwortung.

Kleine Köche, große Wirkung

In der Küche können schon die Kleinsten helfen. Altersgerechte Aufgaben wie Gemüse waschen, Kräuter zupfen, Teig kneten oder mit einem kindersicheren Messer weiche Zutaten schneiden, machen Spaß und stolz. Wer selbst bei der Zubereitung geholfen hat, ist viel eher bereit, das Ergebnis auch zu probieren. Das Anfassen, Riechen und Schmecken der einzelnen Zutaten schafft eine positive und direkte Verbindung zum Essen. So wird Kochen zu einem kreativen und lehrreichen Erlebnis für die ganze Familie.

Richtig trinken will gelernt sein: Wasser als Held des Alltags

Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist für die Konzentrationsfähigkeit, die körperliche Leistungsfähigkeit und die allgemeine Gesundheit von Kindern essenziell. Oft wird dem Trinken jedoch weniger Aufmerksamkeit geschenkt als dem Essen. Die wichtigste Lektion für Kinder lautet: Wasser ist der beste Durstlöscher. Süße Getränke wie Limonaden, Eistees und auch Fruchtsäfte enthalten sehr viel Zucker und sollten die absolute Ausnahme bleiben.

Erklären Sie Ihrem Kind, dass Fruchtsaft zwar aus Früchten kommt, ihm aber die wichtigen Ballaststoffe fehlen und der Zucker sehr konzentriert ist. Eine Orange zu essen ist immer besser, als ein Glas Orangensaft zu trinken. Um Wasser attraktiver zu machen, können Sie es mit ein paar Scheiben Zitrone, Gurke, Beeren oder frischer Minze „aufpeppen“. Stellen Sie immer eine Karaffe Wasser auf den Tisch und eine Trinkflasche für unterwegs bereit. So wird regelmäßiges Trinken zur Selbstverständlichkeit.

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Empfohlene tägliche Trinkmenge für Kinder

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) gibt Orientierungswerte für die tägliche Wasserzufuhr. Beachten Sie, dass bei Hitze oder viel Bewegung der Bedarf steigt.

Alter des Kindes Empfohlene Trinkmenge pro Tag
1 bis unter 4 Jahre ca. 820 ml
4 bis unter 7 Jahre ca. 940 ml
7 bis unter 10 Jahre ca. 1 Liter
10 bis unter 13 Jahre ca. 1,2 Liter
13 bis unter 15 Jahre ca. 1,3 Liter

Der kluge Umgang mit Süßigkeiten: Regeln statt strenger Verbote

Süßigkeiten gehören zur Lebenswelt von Kindern dazu – sei es bei Geburtstagen, an Feiertagen oder als Eis im Sommer. Ein komplettes Verbot ist unrealistisch und oft kontraproduktiv. Es erhöht den Reiz des Verbotenen und kann zu heimlichem Essen oder Heißhungerattacken führen. Das Ziel ist nicht die totale Abstinenz, sondern das Erlernen von Maß und Genuss. Klare und verlässliche Regeln helfen dabei mehr als starre Verbote.

Eine bewährte Methode ist die Einführung einer „Süßigkeitenkiste“ oder „Naschschublade“. Hier kann das Kind seine gesammelten Süßigkeiten aufbewahren. Vereinbaren Sie eine feste Regel, zum Beispiel, dass es sich einmal am Tag eine Kleinigkeit daraus aussuchen darf. Das Kind lernt so, sich seine Ration selbst einzuteilen und eine bewusste Entscheidung zu treffen. Der Genussmoment wird zelebriert, anstatt dass nebenbei genascht wird. Wichtig ist auch, Süßes nicht als Trostpflaster oder Belohnung für gutes Verhalten zu instrumentalisieren. Bieten Sie stattdessen liebevolle Zuwendung oder eine gemeinsame Aktivität als Alternative an.

Geduld und Gelassenheit: Strategien für die „Mäkelphase“

Fast alle Eltern kennen sie: die Phase, in der das Kind plötzlich nur noch Nudeln ohne Soße isst und jedes grüne Gemüse verschmäht. Diese sogenannte Neophobie, die Angst vor neuen Lebensmitteln, ist ein normaler Teil der kindlichen Entwicklung und tritt meist zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr auf. Der wichtigste Rat für Eltern lautet: Bleiben Sie geduldig und entspannt. Druck und Zwang am Esstisch bewirken das Gegenteil und können die Abneigung verstärken.

Anstatt das Kind zum Essen zu überreden, setzen Sie auf eine wiederholte, druckfreie Konfrontation. Bieten Sie abgelehnte Lebensmittel immer wieder in kleinen „Probierportionen“ an. Es kann 10 bis 15 Anläufe brauchen, bis ein Kind etwas Neues akzeptiert. Servieren Sie Unbekanntes immer zusammen mit etwas, das Ihr Kind gerne isst. Beziehen Sie das Kind in die Zubereitung ein – selbst geschnippelte Paprika schmeckt oft besser. Kochen Sie keine Extrawurst, sondern lassen Sie das Kind aus dem Angebot auf dem Tisch wählen. Die Regel lautet: Die Eltern entscheiden, was auf den Tisch kommt; das Kind entscheidet, wie viel es davon isst. Vertrauen Sie darauf, dass sich die Nährstoffaufnahme über eine ganze Woche betrachtet meist von selbst ausgleicht.

kathi dreimuth

Die Autorin
Kathi ist unsere sportliche Allrounderin mit einem besonderen Faible für gesunde Ernährung und Bewegung. Wenn sie nicht gerade neue Rezepte ausprobiert oder auf dem Volleyballplatz steht, ist sie mit ihrem Labrador in der Natur unterwegs.