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Klarer sprechen – bewusster zuhören – besser verstehen

17. Juli 2025

  • Klare Kommunikation ist eine erlernbare Fähigkeit, die auf den drei Säulen klares Sprechen, bewusstes Zuhören und empathisches Verstehen beruht.
  • Die Verbesserung dieser Kompetenzen reduziert nachweislich Missverständnisse, stärkt private und berufliche Beziehungen und fördert den persönlichen Erfolg.
  • Wissenschaftliche Modelle wie das Vier-Seiten-Modell von Schulz von Thun helfen, die Komplexität von Nachrichten zu entschlüsseln und bewusster zu kommunizieren.
  • Praktische Techniken wie Ich-Botschaften, aktives Zuhören und das gezielte Einsetzen von Körpersprache sind der Schlüssel, um vom Wissen ins Handeln zu kommen.

Die Grundlagen erfolgreicher Kommunikation: Mehr als nur Worte

Kommunikation ist das Fundament unserer sozialen Welt. Doch oft gehen wir fälschlicherweise davon aus, dass unser Gegenüber genau das versteht, was wir sagen wollen. Erfolgreiche Kommunikation ist jedoch weit mehr als der reine Austausch von Wörtern. Sie ist ein komplexer Prozess, bei dem Sender und Empfänger aktiv beteiligt sind. Jede Nachricht, die wir senden, wird durch persönliche Filter, Erfahrungen und Emotionen des Empfängers interpretiert. Dies kann zu erheblichen Abweichungen zwischen der gesendeten und der empfangenen Botschaft führen.

Ein zentrales Modell zum Verständnis dieses Prozesses stammt vom deutschen Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz von Thun: das Vier-Seiten-Modell, auch Kommunikationsquadrat genannt. Es besagt, dass jede Äußerung vier Botschaften gleichzeitig enthält:

  • Die Sachebene: Worüber ich informiere (die reinen Daten und Fakten).
  • Die Selbstoffenbarung: Was ich von mir selbst preisgebe (meine Gefühle, Werte, meine Persönlichkeit).
  • Die Beziehungsebene: Was ich von dir halte und wie wir zueinander stehen.
  • Die Appellebene: Wozu ich dich veranlassen möchte.

Ein einfaches Beispiel: Sagt ein Beifahrer zum Fahrer „Du, da vorne ist grün“, kann die sachliche Information („Die Ampel ist grün“) von verschiedenen anderen Botschaften begleitet sein. Vielleicht offenbart der Sprecher seine Ungeduld (Selbstoffenbarung), signalisiert, dass er den Fahrer für unaufmerksam hält (Beziehungsebene) und möchte, dass dieser losfährt (Appell). Der Schlüssel zu besserem Verstehen liegt darin, sich dieser vier Ebenen bewusst zu werden – sowohl beim Senden als auch beim Empfangen.

Klarer sprechen: Die Kunst der verständlichen Botschaft

Die Verantwortung für eine klare Botschaft liegt immer zuerst beim Sender. Wenn Sie möchten, dass Ihre Anliegen, Gedanken und Gefühle korrekt verstanden werden, müssen Sie sie bewusst und präzise formulieren. Unklare oder missverständliche Äußerungen sind oft die Hauptursache für Konflikte und Ineffizienz. Glücklicherweise können Sie Ihre Fähigkeit, klar zu sprechen, gezielt trainieren.

Präzision und Einfachheit

Verzichten Sie auf unnötig komplizierte Schachtelsätze, Fachjargon oder vage Formulierungen. Bringen Sie Ihre Kernaussage auf den Punkt. Fragen Sie sich vor einem wichtigen Gespräch: Was ist die eine Sache, die mein Gegenüber verstehen soll? Strukturieren Sie Ihre Gedanken, bevor Sie zu sprechen beginnen. Einfachheit ist kein Zeichen von mangelnder Intelligenz, sondern von Souveränität. Wer ein Thema wirklich durchdrungen hat, kann es auch einfach erklären.

Die Macht der Ich-Botschaften

Eine der wirkungsvollsten Techniken für eine klare und deeskalierende Kommunikation ist die Verwendung von Ich-Botschaften. Anstatt Ihr Gegenüber mit einer anklagenden „Du-Botschaft“ zu konfrontieren („Du kommst immer zu spät!“), formulieren Sie Ihre Wahrnehmung und deren Wirkung auf Sie aus Ihrer eigenen Perspektive. Eine Ich-Botschaft besteht typischerweise aus drei Teilen: der Beobachtung, dem Gefühl und dem Bedürfnis. Zum Beispiel: „Ich habe beobachtet, dass wir in den letzten Wochen oft später als vereinbart starten (Beobachtung). Das stresst mich, weil mein Zeitplan durcheinandergerät (Gefühl). Ich wünsche mir, dass wir pünktlich beginnen können (Bedürfnis).“ So vermeiden Sie Vorwürfe und öffnen die Tür für eine konstruktive Lösung.

Nonverbale Signale gezielt einsetzen

Ihre Worte sind nur ein Teil der Botschaft. Ihre Körpersprache, Ihr Tonfall und Ihr Blickkontakt transportieren entscheidende Informationen über Ihre wahre Haltung. Achten Sie darauf, dass Ihre nonverbalen Signale mit Ihren Worten übereinstimmen (Kongruenz). Eine offene Körperhaltung, zugewandter Blickkontakt und eine ruhige, feste Stimme signalisieren Selbstsicherheit und Aufrichtigkeit. Ein Widerspruch zwischen Worten und Körpersprache führt fast immer dazu, dass der Empfänger der nonverbalen Botschaft mehr glaubt.

Bewusster zuhören: Der Schlüssel zum wahren Verständnis

Die meisten Menschen hören nicht zu, um zu verstehen; sie hören zu, um zu antworten. Diese weit verbreitete Gewohnheit ist eine der größten Barrieren für echte Verständigung. Bewusstes, aktives Zuhören ist das Gegenmittel. Es bedeutet, dem Sprecher die volle, ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken, nicht nur auf die Worte, sondern auch auf die Zwischentöne und die nonverbalen Signale zu achten. Es ist eine Fähigkeit, die Konzentration und Übung erfordert, aber die Qualität Ihrer Beziehungen fundamental verbessern kann.

Der Unterschied zwischen bloßem Hören und aktivem Zuhören ist gewaltig. Hören ist ein passiver, physiologischer Prozess. Zuhören ist ein aktiver, kognitiver und emotionaler Prozess. Es geht darum, das Gehörte zu verarbeiten, zu interpretieren und darauf zu reagieren, um sicherzustellen, dass man die Botschaft des anderen wirklich erfasst hat. Wer aktiv zuhört, signalisiert seinem Gegenüber Respekt und echtes Interesse. Dies schafft eine Atmosphäre des Vertrauens, in der sich der Sprecher sicher fühlt, auch schwierige oder persönliche Themen anzusprechen.

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Die Technik des aktiven Zuhörens

Aktives Zuhören ist keine passive Haltung, sondern eine konkrete Technik, die aus mehreren Elementen besteht:

  • Paraphrasieren: Fassen Sie das Gehörte in Ihren eigenen Worten zusammen. Sätze wie „Habe ich das richtig verstanden, dass…?“ oder „Du meinst also, dass…“ helfen, Missverständnisse sofort zu erkennen und zu korrigieren. Sie zwingen Sie außerdem, sich wirklich auf die Aussage zu konzentrieren, anstatt schon die eigene Antwort zu formulieren.
  • Verbalisieren: Sprechen Sie die Emotionen an, die Sie bei Ihrem Gegenüber wahrnehmen. „Das scheint dich wirklich zu frustrieren.“ oder „Ich merke, dass dich dieses Thema sehr beschäftigt.“ Dies zeigt Empathie und hilft dem Sprecher, seine eigenen Gefühle zu sortieren.
  • Nachfragen: Stellen Sie offene Fragen (W-Fragen: Wer, Was, Wann, Wie, Warum), um mehr Details zu erfahren und Unklarheiten zu beseitigen. Dies signalisiert Interesse und hilft Ihnen, ein vollständigeres Bild der Situation zu erhalten.

Legen Sie während eines Gesprächs das Smartphone weg, wenden Sie sich Ihrem Gesprächspartner zu und halten Sie Blickkontakt. Diese einfachen Gesten zeigen, dass Sie präsent und aufmerksam sind – die Grundvoraussetzung für jedes gute Gespräch.

Empathie als Brücke: Sich in den anderen hineinversetzen

Während aktives Zuhören die Technik ist, um Informationen korrekt aufzunehmen, ist Empathie die emotionale Fähigkeit, die diesen Informationen eine tiefere Bedeutung verleiht. Empathie ist die Kompetenz, die Gedanken, Gefühle und Perspektiven einer anderen Person zu erkennen und nachzuvollziehen. Es geht nicht darum, mit allem einverstanden zu sein, was der andere sagt oder tut. Es geht darum, zu verstehen, warum er es aus seiner Sicht tut.

Man unterscheidet oft zwischen kognitiver und emotionaler Empathie. Die kognitive Empathie ist die Fähigkeit, die Perspektive eines anderen rational zu verstehen. Die emotionale Empathie ist die Fähigkeit, die Gefühle des anderen mitzufühlen. Beide sind für eine gelungene Kommunikation entscheidend. Ohne Empathie interpretieren wir das Verhalten anderer oft durch unsere eigene Brille und unterstellen Motive, die nicht vorhanden sind. Empathie baut eine Brücke zwischen zwei individuellen Welten und ist die stärkste Waffe gegen Vorurteile und vorschnelle Urteile.

Die Perspektive wechseln

Der Kern von Empathie ist der bewusste Perspektivwechsel. Versuchen Sie aktiv, eine Situation aus den Augen Ihres Gegenübers zu sehen. Fragen Sie sich: „Welche Erfahrungen, Ängste oder Hoffnungen könnten sein Verhalten erklären?“ Diese Übung erfordert, das eigene Urteil vorübergehend zurückzustellen. Anstatt sofort zu bewerten („Das ist doch irrational!“), fragen Sie sich, welche Logik hinter dem Verhalten des anderen stecken könnte. Dieser innere Prozess verändert Ihre Haltung fundamental und macht Sie zu einem offeneren und verständnisvolleren Gesprächspartner.

Empathie im Alltag trainieren

Empathie ist keine angeborene Gabe, sondern eine Fähigkeit, die man trainieren kann. Suchen Sie bewusst das Gespräch mit Menschen, die andere Meinungen oder einen anderen Lebenshintergrund haben. Hören Sie zu, ohne zu widersprechen, und versuchen Sie, ihre Welt zu verstehen. Lesen Sie Romane, um in die Gefühlswelten fiktiver Charaktere einzutauchen. Beobachten Sie Menschen im Alltag und fragen Sie sich, was sie gerade bewegen könnte. Jeder dieser kleinen Schritte schärft Ihre empathische Wahrnehmung und macht Sie zu einem besseren Kommunikator.

Missverständnisse erkennen und auflösen

Trotz bester Absichten sind Missverständnisse ein normaler Teil der menschlichen Kommunikation. Der entscheidende Unterschied liegt nicht darin, ob sie passieren, sondern wie wir mit ihnen umgehen. Wer Missverständnisse schnell erkennt und konstruktiv auflöst, kann Konflikte im Keim ersticken und die Beziehung zum Gesprächspartner sogar stärken. Ein geklärtes Missverständnis führt oft zu einem tieferen gegenseitigen Verständnis.

Typische Quellen für Missverständnisse

Missverständnisse entstehen selten aus böser Absicht. Meist sind sie das Ergebnis unbewusster Prozesse und unterschiedlicher Wahrnehmungen. Zu den häufigsten Quellen gehören:

  • Mehrdeutige Begriffe: Wörter wie „bald“, „ein bisschen“ oder „oft“ haben keine exakte Definition und werden von jedem anders interpretiert.
  • Unterschiedliche Bezugsrahmen: Unsere Kultur, Erziehung und persönlichen Erfahrungen prägen, wie wir die Welt sehen und Botschaften deuten.
  • Fehlende nonverbale Hinweise: Besonders in der schriftlichen Kommunikation (E-Mail, Chat) fehlen Tonfall und Mimik, was zu Fehlinterpretationen führt.
  • Das Vier-Seiten-Modell in der Praxis: Ein klassisches Beispiel ist, wenn der Sender eine reine Sachinformation geben will (z. B. „Die Mülltüte ist voll“), der Empfänger aber primär die Appell- oder Beziehungsebene hört („Bring den Müll raus!“ oder „Du bist faul!“).

Eine konstruktive Klärungsstrategie

Wenn Sie bemerken, dass etwas falsch angekommen ist – sei es durch eine unerwartete emotionale Reaktion oder eine unpassende Antwort –, ist es Zeit zu handeln. Gehen Sie nicht einfach darüber hinweg. Nutzen Sie eine klare Strategie, um die Situation zu klären:

  1. Anhalten und benennen: Stoppen Sie das Gespräch kurz und machen Sie das Missverständnis zum Thema. „Moment, ich habe das Gefühl, wir reden aneinander vorbei.“ oder „Ich glaube, das kam gerade anders an, als ich es gemeint habe.“
  2. Die eigene Sicht schildern (Ich-Botschaft): Erklären Sie, was Sie ursprünglich sagen wollten und wie die Reaktion des anderen bei Ihnen angekommen ist. „Ich wollte eigentlich nur darauf hinweisen, dass… Bei mir kam an, dass du verärgert bist. Stimmt das?“
  3. Die Perspektive des anderen erfragen: Geben Sie dem anderen Raum, seine Sicht der Dinge darzulegen. „Wie hast du das denn verstanden?“ oder „Was ist bei dir angekommen?“ Hören Sie hier aktiv zu, ohne sich zu verteidigen.
  4. Gemeinsam eine neue Basis finden: Sobald beide Perspektiven auf dem Tisch liegen, können Sie das Missverständnis aufklären und das Gespräch auf einer neuen, klareren Basis fortsetzen.
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Die Rolle der Körpersprache und Stimme

Lange bevor unsere Vorfahren eine komplexe Sprache entwickelten, kommunizierten sie über Körpersignale und Laute. Diese urzeitliche Form der Kommunikation ist tief in uns verankert und wirkt auch heute noch extrem stark. Studien deuten darauf hin, dass in einem emotionalen Gespräch der Tonfall und die Körpersprache oft einen größeren Einfluss auf die wahrgenommene Botschaft haben als die Worte selbst. Wer seine nonverbale Kommunikation bewusst steuert, kann seine Aussagen kraftvoll unterstreichen oder aber, bei unbewusstem Einsatz, komplett untergraben.

Was Ihr Körper verrät

Ihre Haltung, Gestik und Mimik senden ununterbrochen Signale an Ihr Gegenüber. Eine offene, aufrechte Körperhaltung mit nicht verschränkten Armen signalisiert Selbstbewusstsein und Zugänglichkeit. Eine zugewandte Position zeigt Interesse. Gesten können Ihre Worte illustrieren und lebendiger machen, während eine ausdrucksstarke Mimik Ihre Emotionen authentisch transportiert. Achten Sie auf Kongruenz: Wenn Sie sagen „Ich freue mich über die Zusammenarbeit“, aber dabei die Arme verschränken und zu Boden blicken, wird Ihre Botschaft unglaubwürdig. Der Schlüssel ist nicht, ein Schauspieler zu werden, sondern eine innere Haltung zu entwickeln, die sich dann natürlich in einer positiven Körpersprache ausdrückt.

Die Melodie Ihrer Stimme

Ihre Stimme ist ein mächtiges Instrument. Die Stimmlage, das Sprechtempo, die Lautstärke und die Betonung beeinflussen maßgeblich, wie Ihre Worte beim Empfänger ankommen. Eine ruhige, klare und melodische Stimme wird als angenehm und kompetent wahrgenommen. Eine zu laute Stimme kann aggressiv wirken, eine zu leise unsicher. Monotones Sprechen ermüdet die Zuhörer, während gezielte Pausen und Betonungen wichtigen Worten Gewicht verleihen. Nehmen Sie Ihre eigene Stimme einmal auf, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie Sie auf andere wirken. Allein das Bewusstsein für die eigene Stimmwirkung ist der erste Schritt zur Verbesserung.

Vergleich nonverbaler Signale
Signalart Fördert Verständnis Führt zu Missverständnissen
Blickkontakt Regelmäßig, freundlich, zugewandt Starren, ausweichen, auf den Boden oder aus dem Fenster schauen
Körperhaltung Offen, aufrecht, dem Gesprächspartner zugewandt Verschränkte Arme, abgewandt, zusammengesackt
Gestik Unterstreichend, ruhig, offen (Handflächen sichtbar) Hektisch, fuchtelnd, keine Gesten, auf den anderen zeigend
Stimme Ruhig, klar, angemessene Lautstärke, deutliche Betonung Monoton, zu laut/leise, schnelles oder zögerliches Sprechen
Abstand Angemessener sozialer Abstand (Distanzzone respektieren) Zu dichtes Herankommen (Eindringen in Intimsphäre), zu weit entfernt

Kommunikation im Beruf: Souverän im Joballtag

Im beruflichen Umfeld sind klare Kommunikation und gegenseitiges Verständnis keine reinen „Soft Skills“, sondern harte Erfolgsfaktoren. Missverständnisse führen zu Fehlern, verzögern Projekte und schädigen das Arbeitsklima. Mitarbeiter und Führungskräfte, die die Prinzipien der bewussten Kommunikation beherrschen, sind nachweislich produktiver, arbeiten besser im Team und haben größere Chancen, ihre Karriereziele zu erreichen. Die hier besprochenen Techniken lassen sich direkt auf den Berufsalltag übertragen.

In Meetings überzeugen

Meetings sind oft ein Brennglas für Kommunikationsprobleme. Um hier zu überzeugen, bereiten Sie Ihre Wortbeiträge vor. Formulieren Sie Ihre Kernaussage klar und bringen Sie sie zu Beginn auf den Punkt. Stützen Sie Ihre Argumente mit Fakten und Beispielen. Genauso wichtig ist es, den Beiträgen anderer aktiv zuzuhören. Paraphrasieren Sie die Vorschläge von Kollegen („Verstehe ich richtig, du schlägst vor, dass wir…?“), um sicherzustellen, dass alle das Gleiche verstehen. Dies fördert nicht nur die Effizienz, sondern signalisiert auch Wertschätzung und stärkt den Teamgeist.

Schwierige Gespräche meistern (Feedback & Kritik)

Feedbackgespräche gehören zu den anspruchsvollsten Kommunikationssituationen. Das Ziel ist es, eine Verhaltensänderung anzustoßen, ohne die Person zu verletzen oder in eine Abwehrhaltung zu drängen. Anstatt pauschaler Kritik („Ihre Präsentationen sind immer so chaotisch“) nutzen Sie eine strukturierte Methode wie das WWW-Modell:

  • Wahrnehmung: Beschreiben Sie konkret und ohne Wertung, was Sie beobachtet haben. „Mir ist in der Präsentation von heute Vormittag aufgefallen, dass du häufig zwischen den Themen gesprungen bist.“
  • Wirkung: Erklären Sie, welche Auswirkung dieses Verhalten auf Sie oder das Team hatte (Ich-Botschaft). „Das hat es mir schwer gemacht, dem roten Faden zu folgen.“
  • Wunsch: Formulieren Sie einen konkreten, positiven Wunsch für die Zukunft. „Ich würde mir für das nächste Mal wünschen, dass du die Präsentation klarer strukturierst, zum Beispiel mit einer Agenda am Anfang.“
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Dieser Ansatz trennt die Person vom Verhalten und macht Kritik annehmbar und umsetzbar.

Digitale Kommunikation: Die besonderen Herausforderungen

In unserer modernen Arbeits- und Lebenswelt findet ein großer Teil der Kommunikation digital statt – per E-Mail, Chat oder in Videokonferenzen. Diese Kanäle haben ihre eigenen Regeln und bergen spezifische Risiken für Missverständnisse. Der Hauptgrund dafür ist die Reduktion der nonverbalen Signale. Ein ironisch gemeinter Satz in einer E-Mail kann ohne den dazugehörigen Augenzwinker-Smiley oder den passenden Tonfall schnell als ernsthafter Vorwurf aufgefasst werden. Wer digital kommuniziert, muss sich dieser Gefahr bewusst sein und noch sorgfältiger formulieren.

E-Mails und Chats klar formulieren

Für die schriftliche Kommunikation gilt: Klarheit und Eindeutigkeit sind oberstes Gebot. Nutzen Sie aussagekräftige Betreffzeilen, damit der Empfänger sofort weiß, worum es geht. Halten Sie Ihre Nachrichten so kurz wie möglich und so lang wie nötig. Strukturieren Sie längere Texte mit Absätzen und Aufzählungszeichen. Seien Sie vorsichtig mit Ironie und Sarkasmus – diese werden oft missverstanden. Emojis können helfen, einen Tonfall zu transportieren, sollten aber dem Kontext und der Beziehung zum Empfänger angemessen sein. Lesen Sie wichtige Nachrichten immer noch einmal durch, bevor Sie auf „Senden“ klicken, und fragen Sie sich: „Könnte man das auch anders verstehen?“

Videokonferenzen optimieren

Videokonferenzen stellen einen Teil der nonverbalen Kommunikation wieder her, bringen aber neue Herausforderungen mit sich. Schalten Sie Ihre Kamera wenn möglich an, um Mimik und Gestik sichtbar zu machen. Achten Sie auf einen ruhigen Hintergrund und gute Beleuchtung. Da es in Online-Meetings schwieriger ist, Gesprächspausen zu deuten, ist eine klare Moderation entscheidend. Melden Sie sich mit der „Hand heben“-Funktion zu Wort, um Unterbrechungen zu vermeiden. Da die ständige Konzentration auf die Kacheln der Teilnehmer anstrengend ist („Zoom Fatigue“), sollten Online-Meetings kürzer und fokussierter sein als Präsenztreffen. Aktives Zuhören ist hier besonders wichtig, da man leicht abgelenkt ist.

Ihr persönlicher Trainingsplan: Vom Wissen zum Können

Das Wissen über Kommunikationstheorien und -techniken ist wertvoll, aber es bewirkt nichts, wenn es nicht in die Praxis umgesetzt wird. Bessere Kommunikation ist wie ein Muskel, der regelmäßig trainiert werden muss. Niemand wird über Nacht zum perfekten Kommunikator. Der Weg führt über kleine, bewusste Schritte, kontinuierliche Übung und die Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen. Mit einem persönlichen Trainingsplan können Sie systematisch vom Wissen zum Können gelangen.

Schritt 1: Selbstbeobachtung (Die Bestandsaufnahme)

Nehmen Sie sich eine Woche Zeit, um Ihre eigene Kommunikation bewusst zu beobachten. Führen Sie ein kleines „Kommunikations-Tagebuch“. Notieren Sie Situationen, in denen Sie sich gut verstanden gefühlt haben, und solche, in denen es zu Missverständnissen kam. In welchen Momenten haben Sie sich geärgert oder unsicher gefühlt? Wann haben Sie andere unterbrochen? Wann haben Sie eine „Du-Botschaft“ gesendet? Diese Bestandsaufnahme ohne Selbstverurteilung ist die Basis für jede Veränderung. Sie zeigt Ihnen, wo Ihre persönlichen Stärken und Entwicklungsfelder liegen.

Schritt 2: Einen Fokus setzen

Versuchen Sie nicht, alles auf einmal zu ändern. Das führt zu Überforderung und Frustration. Wählen Sie einen einzigen Aspekt aus, den Sie in den nächsten zwei bis drei Wochen gezielt trainieren möchten. Ihr Fokus könnte zum Beispiel sein: „Ich werde in jedem passenden Gespräch mindestens einmal bewusst paraphrasieren“ oder „Ich werde in Konfliktsituationen konsequent Ich-Botschaften verwenden.“ Ein kleiner, konkreter Vorsatz ist viel wirkungsvoller als ein vager Plan, „besser kommunizieren“ zu wollen.

Schritt 3: Übung und Feedback

Suchen Sie sich gezielt Übungsmöglichkeiten. Beginnen Sie in „sicheren“ Umgebungen, zum Beispiel mit Ihrem Partner, einem Freund oder in niedrigschwelligen Alltagssituationen. Wenden Sie Ihre gewählte Technik an und beobachten Sie die Reaktion. Der wichtigste Teil des Trainings ist das Einholen von Feedback. Fragen Sie vertrauenswürdige Personen: „Wie ist das gerade bei dir angekommen, als ich versucht habe, meinen Standpunkt zu erklären?“ oder „Hattest du das Gefühl, dass ich dir wirklich zugehört habe?“ Dieses ehrliche Feedback ist Gold wert und beschleunigt Ihren Lernprozess enorm. Seien Sie geduldig und nachsichtig mit sich selbst. Jeder Versuch, egal ob erfolgreich oder nicht, ist ein wertvoller Schritt auf dem Weg zu klarerer Sprache, bewussterem Zuhören und besserem Verstehen.

kathi dreimuth

Die Autorin
Kathi ist unsere sportliche Allrounderin mit einem besonderen Faible für gesunde Ernährung und Bewegung. Wenn sie nicht gerade neue Rezepte ausprobiert oder auf dem Volleyballplatz steht, ist sie mit ihrem Labrador in der Natur unterwegs.